Washington. Ex-Arbeitsminister zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er muss viele Konflikte in der Obama-Partei lösen

Die Präsidentenwahl verloren, in beiden Parlamentskammern in der Minderheit, die innerparteilichen Lager zerstritten, kaum mehr Macht in den Bundesstaaten: Der Problemberg, den Tom Perez vor sich hat, ist riesig. Trotzdem will sich der 55-Jährige der Aufgabe stellen und den nach der Niederlage von Hillary Clinton überfälligen Reformprozess der Demokratischen Partei in Amerika lenken. Mit 235 Stimmen haben die Delegierten in Atlanta den Sohn von Einwanderern aus der Dominikanischen Republik am Wochenende an die Spitze des Demokratischen Nationalkomitees (DNC) gewählt.

Sein Konkurrent, der afroamerikanische Abgeordnete Keith Ellison, erhielt 200 Stimmen. Er wird Perez’ Stellvertreter. Der neue Kopf der Demokraten rief den Kampf gegen Donald Trump zur vornehmsten Aufgabe aus.

Bis zu den Zwischenwahlen im Kongress 2018 will Perez die Partei so aufrichten, dass zumindest im Senat die knappe republikanische Mehrheit gebrochen werden könnte. „Das wäre ein Hoffnungszeichen, dass die schmerzliche Niederlage von Clinton überwunden werden kann“, sagte ein mit Perez gut bekannter Abgeordneter aus Maryland vor den Toren Washingtons.

Die Erfolgsaussichten gelten aber als gering. Die Partei hat in den regionalen Parlamenten im vergangenen November annähernd 1000 Sitze eingebüßt. Sie stellt nur noch in 16 von 50 Bundesstaaten den Gouverneur. Geldgeber, unverzichtbar in der US-Demokratie, wenden sich ab. Und in einst industriell geprägten Landesteilen haben die eigentlich den Demokraten nahestehenden Wählerschichten – Arbeiter und sozial Schwächere – für Donald Trump und seine Republikaner gestimmt.

Perez, dem Ex-Präsident Obama eine glückliche Hand wünschte, erwartet eine heikle Versöhnungsaufgabe. Der Clinton unterlegene Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders (75) und die wortgewaltige Senatorin Elizabeth Warren (67) gelten nach wie vor als die zen­tralen Sprachrohre der Parteilinken. Beide fallen wegen ihres Alters für die nächste Präsidentenwahl 2020 als Kandidaten voraussichtlich aus. Jüngere, moderate Vertreter haben noch zu wenig Statur für Rollen in der ersten Reihe.

Tom Perez wurde als das jüngste von fünf Kindern 1961 in Buffalo/New York geboren. Er arbeitete bereits für die Regierung Bill Clintons. 2009 berief Präsident Obama ihn als Spezialisten für Bürgerrechte ins Justizministerium. Von 2013 bis 2017 leitete er das Arbeitsministerium. Er und seine Frau Ann Marie Staudenmaier haben drei Kinder.