Washington. US-Präsident schließt Leitmedien von Pressekonferenzen aus

Vor sechs Jahren zog Barack Obama ihn hier so durch den Kakao, dass Donald Trump beinahe der Smoking-Kragen geplatzt wäre. In diesem Jahr, der Baulöwe ist inzwischen selbst Präsident, will der 70-Jährige nicht wieder zum Gespött werden.

Das traditionelle Galadinner der Korrespondenten im Weißen Haus, eine Mixtur aus Bundespresseball ohne Tanz und politischem Aschermittwoch, findet seit 1981 zum ersten Mal ohne den amtierenden Commander-in-Chief statt. Damals erholte sich Ronald Reagan von einem Attentat.

„Alles Gute und habt einen schönen Abend!“, twitterte Trump seine Absage ohne weitere Begründung in die Welt hinaus. Trumps Krieg gegen die Medien, die er als „Feinde des amerikanischen Volkes“ bezeichnet, hat damit eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Zuvor hatte der Geschäftsmann, der sich mit Ausnahme von rechtspopulistischen Organen wie Fox News und Breitbart von Journalisten ungerecht behandelt fühlt, Leitmedien wie die „New York Times“, den TV-Sender CNN und die britische BBC von der täglichen Pressekonferenz seines Sprechers Sean Spicer ausschließen lassen. Begründung: Sie „erfinden“, wie Trump ohne Belege behauptet, „Geschichten und nennen ihre Quellen nicht“.

Betroffene Chefredakteure protestierten gegen den „undemokratischen Eingriff in die Pressefreiheit“. Die führende US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) blieb dem Briefing der Regierung aus Protest fern. Besonders kritisiert wurde Trumps Forderung, die Medien müssten ab sofort auf anonyme Quellen in der Berichterstattung verzichten. Die Watergate-Affäre, die zum Sturz der Nixon-Regierung führte, wäre laut Historikern ohne die von der „Washington Post“ vertraulich behandelte Quelle „Deep Throat“ (FBI-Vize Mark Felt) nie aufgeklärt worden. Dass Trump das Korrespondentendinner schwänzt, das wie geplant am 29. April stattfinden soll, hat in der politischen Szene Washingtons Erstaunen ausgelöst. Grund: Höhepunkt der etwas steifen Veranstaltung in einem Washingtoner Hotel war regelmäßig die Rede des Präsidenten, in der launig bis sarkastisch gegen die Journaille ausgeteilt wird.