Seoul. Das Regime in Pjöngjang fordert den US-Präsidenten heraus

Trotz Verboten der Vereinten Nationen hat Nordkorea nach südkoreanischen Angaben erneut eine ballistische Atomrakete mit Tausenden Kilometern Reichweite getestet. Der südkoreanische Generalstab warf dem Nachbarland vor, damit am Sonntag gegen UN-Resolutionen verstoßen und eine Machtdemonstration gegenüber der neuen US-Regierung durchgeführt zu haben.

Südkorea ging nach ersten Analysen davon aus, dass es sich um eine „verbesserte Version“ der Mittelstreckenrakete des Typs Musudan gehandelt haben könnte. Der Start erfolgte nur wenige Tage nach dem Test einer US-Interkontinentalrakete des Typs Minuteman 3, die bis zu drei Atomsprengköpfe bis zu 13.000 Kilometer weit tragen kann. Eine Musudan könnte mit einer geschätzten Reichweite von bis zu 4000 Kilometern nicht nur Südkorea oder Japan treffen, sondern auch den US-Militärstützpunkt auf Guam im Westpazifik. Nordkoreas Militär habe die Rakete vom Luftwaffenstützpunkt Banghyon im Westen des Landes abgefeuert, teilte Südkoreas Generalstab mit. Die Rakete sei zunächst etwa 550 Kilometer in die Höhe gestiegen und dann rund 500 Kilometer weit in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) geflogen. Dort sei sie ins Wasser gestürzt. UN-Resolutionen verbieten Pjöngjang Versuche mit ballistischen Raketen.

Nordkorea unternahm den Test, während der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe die USA besuchte. Abe verurteilte das Verhalten Nordkoreas. Der Test sei nicht zu tolerieren, sagte er am Sonnabendabend bei einem gemeinsamen Auftritt mit Trump. Der US-Präsident erklärte, die USA stünden zu „100 Prozent“ hinter ihrem Verbündeten Japan. Südkoreas geschäftsführender Präsident und Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn drohte in Seoul Nordkorea eine Bestrafung für den Raketentest an.

Die Spannungen in der Region hatten sich nach zwei Atomversuchen und mehr als 20 Raketentests durch Nordkorea im vergangenen Jahr erhöht. Dabei wurden auch mehrere Musudan-Raketen abgefeuert. Südkorea wertete aber nur einen dieser Tests als Teilerfolg. Der UN-Sicherheitsrat hatte Ende November die Sanktionen gegen Nordkorea wegen dessen fünftem Atomtest im September abermals verschärft.