Berlin.

Kerstin Münstermann
Jochen Gaugele

Sieben Monate vor der Bundestagswahl ist der Wahlkampf zwischen SPD und Union eröffnet – es scheint eine scharfe Auseinandersetzung zu werden. Dossiers aus Reihen der Union mit teils persönlichen Vorwürfen gegen den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz empörten die Sozialdemokraten. Schulz selbst sieht sich mit einem Bericht des „Spiegels“ konfrontiert, dem zufolge er frühere Mitarbeiter auf fragwürdige Art und Weise versorgt haben soll. Schulz’ heutiger Wahlkampfmanager Markus Engels, der zuvor Pressesprecher des EU-Parlaments war, konnte demnach Kosten für Dienstreisen abrechnen, die so gar nicht stattfanden. Der Schulz-Vertraute war mit dem Dienstort Brüssel angestellt, arbeitete für Schulz ab 2012 aber überwiegend im Berliner Büro des EU-Parlaments. Dadurch konnte Engels offenbar einen steuerfreien Auslandszuschlag von monatlich 840 Euro geltend machen, wie das Magazin schreibt. Auch habe Engels die Zeit in Berlin als Dienstreise abrechnen können, was ihm deutlich mehr Geld eingebracht habe.

Schulz und die SPD kommentierten die Vorwürfe am Wochenende nicht. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley warf aber der Union vor, eine Schmutzkampagne gegen Schulz zu führen. „CDU und CSU schlagen gerade wahllos um sich, weil sie sich selbst nicht für ihre eigene Kanzlerkandidatin begeistern können“, sagte sie dieser Zeitung. Der Union werde es aber nicht helfen, „mit Schmutz zu werfen“. Anders als CDU und CSU hätten die Sozialdemokraten „Leute, für die sich die Menschen parteiübergreifend begeistern“. Das zeigten „die überfüllten Veranstaltungen von Martin Schulz“.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber wiederum attackierte Schulz wegen der fragwürdigen Zahlungen an seinen Mitarbeiter scharf und warf ihm Doppelmoral vor. „Kandidat Schulz inszeniert sich als angebliches Sprachrohr des kleinen Mannes und Kämpfer für mehr Gerechtigkeit, versorgt aber seine Mitarbeiter auf Kosten der hart arbeitenden Leute“, sagte Tauber dieser Zeitung. Wenn Schulz „jetzt mal in der Realität ankommt, dann können wir endlich anfangen, in der Sache zu streiten“, forderte Tauber.

In einem der Anti-Schulz-Papiere, das dieser Zeitung vorliegt, wird vor allem Schulz’ Amtsführung als Präsident des Europäischen Parlaments kritisiert und seine Positionen zu Sachthemen unter die Lupe genommen. Das Papier stammt aus der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament. Deren Vorsitzender Herbert Reul verteidigte das Schreiben in der „Bild am Sonntag“. Es seien lediglich Fakten zusammengetragen worden. „Jeder, der deutscher Kanzler werden will, muss sich an seinen Taten messen lassen.“ Das sei nicht geheim. Er habe selbst erlebt, „wie Herr Schulz sein Amt ausgenutzt hat“. Ein zweites Dossier, aus dem die „Rhein-Neckar-Zeitung“ zitiert und das in der Parteispitze der Union kursiert, soll noch sehr viel persönlichere Angriffe etwa gegen Schulz’ Lebensstil enthalten.

In einer neuen Emnid-Umfrage steigt die SPD um drei Punkte auf 32 Prozent und erreicht ein Zehn-Jahres-Hoch. Die Union liegt unverändert bei 33 Prozent.