Bukarest. Massendemonstrationenund ein Misstrauensantrag bringen keine Wende

Trotz des größten Massenprotests in der jüngeren Geschichte Rumäniens bleibt die sozialliberale Regierung in Bukarest aller Voraussicht nach im Amt. Allein am Sonntagabend war fast eine halbe Million Menschen bei landesweiten Protesten auf die Straße gegangen. Sie werfen der Regierung vor, den Kampf gegen die Korruption auszubremsen. Zwar brachten die Oppositionsparteien am Montag einen Misstrauensantrag im Parlament ein. Allerdings wird damit gerechnet, dass ihn die Regierung angesichts ihrer komfortablen Mehrheit übersteht. Die Abstimmung wird noch in dieser Woche erwartet.

Die Regierung bedrohe „die Sicherheit und die legitimen Interessen der Rumänen“​, erklärte die bürgerliche Partei PNL in ihrem Misstrauenantrag. Sie verwies auf die inzwischen zurückgezogene Eilverordnung von Ministerpräsident Sorin Grindeanu, die den Kampf gegen Korruption erschwert habe.

Unterdessen signalisierte der Vorsitzende der sozialdemokratischen Regierungspartei (PSD), Liviu Dragnea, dass er weiter das Amt des Ministerpräsidenten anstrebt. Der vorbestrafte Dragnea, der als Schlüsselfigur der politischen Krise gilt, will sich vor Gericht als unbescholten erklären lassen. Dazu legte er wegen eines angeblichen Formfehlers Widerspruch gegen das Urteil des obersten Gerichts vom Mai 2016 ein. Vorbestraften ist in Rumänien der Zugang zu Regierungsämtern verboten.

Er habe die schriftliche Urteilsbegründung immer noch nicht bekommen, obwohl das Gericht dazu binnen 30 Tagen nach der Urteilsverkündung verpflichtet gewesen sei, monierte Dragnea. Damit existiere dieses Urteil auch nicht. Dragnea war wegen Wahlmanipulationen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Im November hatte er in einem Interview des Schweizer Rundfunks die Sorgen um Korruption in Rumänien als „bullshit“ bezeichnet.

Vor dem Amtssitz des bürgerlichen Staatspräsidenten Klaus Iohannis versammelten sich wie bereits am Vortag Gegendemonstranten. Ein paar Hundert Anhänger der Regierung warfen Iohannis vor, das Land zu spalten. Der Präsident hatte ebenfalls eine Aufhebung der auch international scharf kritisierten Verordnung verlangt.