Berlin.

In Deutschland leben Tausende Mädchen, die von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht sind. Eine Studie, die das Familienministerium am Montag in Berlin vorstellte, geht von bis zu 5700 Mädchen unter 18 Jahren aus, die dem Risiko eines solchen Eingriffs ausgesetzt sind. Laut der Untersuchung sind etwa 47.400 in Deutschland lebende Frauen bereits Opfer der Praktik geworden.

Durch den erhöhten Zuzug von Flüchtlingen ist ihre Gruppe größer geworden: Zwischen 2014 und Mitte 2016 kamen viele Frauen aus Ländern, in denen weibliche Genitalverstümmelung besonders häufig praktiziert wird, nach Deutschland. Damit stieg die Zahl der Opfer in der Bundesrepublik um rund 30 Prozent. Die meisten der betroffenen Frauen stammen aus Eritrea, dem Irak, Somalia, Ägypten und Äthiopien.

„In Deutschland findet das so gut wie nicht statt“, so Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Familienministerium, im Hinblick auf die Eingriffe. Stattdessen würden die Mädchen meist in den Ferien in die Heimatländer gebracht, wo sie dann beschnitten würden.

Dagegen will die Bundesregierung nun härter vorgehen: Begleitern, die mit Frauen oder Mädchen ausreisen wollen, um den Eingriff im Ausland durchführen zu lassen, soll der Pass entzogen werden können. Eine entsprechende Änderung des Passgesetzes hatte das Kabinett im Dezember beschlossen.

Bei der weiblichen Genitalverstümmelung, die in Teilen Afrikas, des Nahen Osten und Südostasiens verbreitet ist, werden Klitoris und Schamlippen von Mädchen teilweise oder ganz entfernt und die Wunden vernäht. Die Folgen für die betroffenen Mädchen und Frauen sind häufig Schmerzen beim Wasserlassen und Sex, Zysten, Infektion und zum Teil Unfruchtbarkeit.