Washington. Bei einem Telefonat äußert die Kanzlerin ihre Bedenken gegen die neue Flüchtlingspolitik

Donald Trump mag nicht belehrt werden. Schon gar nicht, wenn andere mithören. Als der neue US-Präsident am Sonnabend 45 Minuten am Telefon mit Angela Merkel sprach, saß Ex-General Michael Flynn, oberster Sicherheitsberater, vor Trumps wuchtigem Schreibtisch im Oval Office und hörte seinem Chef aufmerksam zu. Von der Bundeskanzlerin bekam Trump Missfallen über seine Flüchtlings-Politik mitgeteilt. Tenor: Terror bekämpfen – okay. Muslime unter Generalverdacht zu stellen – nicht okay. Genfer Flüchtlingskonvention ignorieren – auch nicht okay.

Wie Trump, öffentlich ein erbitterter Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik in Europa, darauf reagiert hat, ist nicht bekannt. Stattdessen: dass die beiden Staatenlenker die „ohnehin schon ausgezeichneten bilateralen Beziehungen“ ausbauen und den Terror gemeinsam bekämpfen wollen. Und dass sie die „fundamentale Bedeutung“ der Nato anerkennen. Ob damit Trumps Diktion von der „obsoleten“ Verteidigungsgemeinschaft vom Tisch ist? In den sorgsam gedrechselten Presse-Erklärungen tauchte später der sinngemäße Hinweis auf, dass die Nato ihren Aufgaben-Kanon erweitern muss (Terror-Bekämpfung) und etliche Mitgliedsländer mehr in die Gemeinschaftskasse einzahlen müssen.

Wie der Diskurs zu den EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Konflikts lief, ist ebenfalls unbekannt. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, dass Merkel „jedenfalls nicht wie CSU-Chef Horst Seehofer vom Ende der Strafmaßnahmen gesprochen haben wird“. Wann Trump und Merkel sich in Washington das erste Mal persönlich sehen, blieb offen. „Bald“, hieß es.

Der zweite wichtige Telefontermin galt Russlands Präsident Wladimir Putin. Themen binnen 60 Minuten: Die Beziehungen „bedürfen der Reparatur“. Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Terror-Bundes „Islamischer Staat“ „wünschenswert“. Ukraine und Syrien diskutiert. Persönliches Treffen in Planung. Näheres? Fehlanzeige.