Berlin.

Mit Martin Schulz bekommen die Sozialdemokraten nach mehr als sieben Jahren aller Voraussicht nach einen neuen Vorsitzenden. Der bisherige Amtsinhaber Sigmar Gabriel hat sich seit Willy Brandt am längsten an der Parteispitze gehalten. In jüngerer Vergangenheit waren die Wechsel in der SPD-Führung nicht selten von Krisen geprägt.


Oskar Lafontaine: Der Saarländer entreißt im November 1995 dem glücklosen Rudolf Scharping den Vorsitz in einer Kampfabstimmung. Nach dem SPD-Sieg bei der Bundestagswahl 1998 verschärfen sich die Gegensätze zu Kanzler Gerhard Schröder, dem Lafontaine als Kanzlerkandidat weichen musste. Außerdem ist von Differenzen in der Steuerpolitik die Rede. 2005 tritt Lafontaine schließlich aus der SPD aus. Heute ist er bei der Konkurrenzpartei Die Linke.


Gerhard Schröder: Der SPD-Kanzler übernimmt im März 1999 von Lafontaine den Parteivorsitz. Schröders einschneidende Sozial- und Wirtschaftsreformen („Agenda 2010“) stoßen insbesondere beim linken Flügel und den Gewerkschaften auf Kritik. Unter ihm verliert die Partei mehr als 140.000 Mitglieder, mehrfach gibt es zweistellige Verluste bei Landtagswahlen.


Franz Müntefering: Auf Schröder folgt im März 2004 der damalige Fraktionsvorsitzende Müntefering. Doch auch er kann weder den starken Mitgliederschwund noch die Wahlniederlagen stoppen. Als die Parteilinken seinen Vorschlag für den Posten des Generalsekretärs verwerfen, gibt er auf.


Matthias Platzeck: Der Ministerpräsident von Brandenburg setzt ab November 2005 auf klassische SPD-Positionen. Bei seinem Start gilt der Müntefering-Nachfolger als Hoffnungsträger. Bevor Platzeck Wegmarken setzen kann, tritt er völlig überraschend nach 146 Tagen aus gesundheitlichen Gründen zurück.


Kurt Beck: Im Mai 2006 übernimmt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident die Führung. Beck will mit der Abkehr von Teilen der Agenda-Politik das Profil der Partei wieder schärfen. Das ungeklärte Verhältnis zur Linkspartei und sein Zögern in der Frage der Kanzlerkandidatur beschleunigen seinen Abgang. Er begründet seinen Rückzug mit internen Intrigen. Sein Nachfolger wird im Oktober 2008 erneut Müntefering.


Sigmar Gabriel: Nach der Niederlage bei der Bundestagswahl 2009 und dem schlechtesten SPD-Ergebnis seit 1949 übernimmt der damalige Umweltminister im November 2009 den Vorsitz. Zur Bundestagswahl 2013 lässt Gabriel dem ehemaligen Finanzminister Peer Steinbrück die Kanzlerkandidatur. Trotz des zweitschlechtesten Wahlergebnisses wackelt Gabriels Stuhl nicht.