Astana. Nach neun Monaten sitzen sich Assad-Regime und Opposition wieder gegenüber

Am Montag beginnt in der kasachischen Hauptstadt Astana die neue Syrienkonferenz. Nach neun Monaten Pause treffen Regime und wichtige Teile der bewaffneten Opposition wieder aufeinander. Anders als in Genf sitzen sich diesmal beide Seiten Auge in Auge gegenüber.

Russland, Türkei und Iran sind die Initiatoren, obwohl die Türkei bisher das Lager der Rebellen stützte. In Ankara hat sich in den letzten Monaten ein Gesinnungswandel vollzogen. „Wir müssen pragmatisch und realistisch sein“, sagte der türkische Vizepremier Mehmet Simsek auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. „Die Lage vor Ort hat sich so dramatisch verändert, dass die Türkei nicht länger auf eine Lösung ohne Assad pochen kann.“ Priorität sei nun, das menschliche Leiden zu beenden. Iran und Russland stehen hinter dem Assad-Regime, ziehen jedoch nur bedingt an einem Strang. Russland möchte seine Machtbasis in Syrien befestigen, aber nicht weitere Jahre in die Kämpfe hineingezogen werden. Iran dagegen möchte den Krieg weiterführen bis zu einem militärischen Sieg.

Diktator Baschar al-Assad fühlt sich bereits als Sieger und ist nach der Rückeroberung von Aleppo weniger denn je zu Kompromissen bereit. Er hoffe, dass sich die Rebellen in Astana bereit erklären, die Waffen niederzulegen im Gegenzug zu einer Amnestie, sagte er in einem Interview. Assad kontrolliert etwa 35 Prozent des syrischen Territoriums, in dem zwei Drittel der bisher nicht geflohenen Bevölkerung leben. Die Rebellen haben mit dem Verlust von Aleppo eine schwere Niederlage erlitten. Sie kontrollieren noch etwa 13 Prozent des Landes.

Politisch sind die Rebellen nach wie vor nicht bereit, den Fortbestand des Assad-Regimes zu akzeptieren. Und so schraubte die russische Konferenzleitung die Erwartungen herunter. Es gehe in erster Linie darum, den Waffenstillstand zu befestigen, erklärte Außenminister Sergej Lawrow. Der Syrien-Vermittler der Vereinten Nationen, Staffan de Mistura, reist als Beobachter an. Er hofft, dass die Gespräche in Kasachstan die Grundlage legen für eine Fortsetzung der Friedensverhandlungen in Genf am 8. Februar.