Berlin. Eröffnungstermin des Hauptstadtflughafens wird erneut verschoben. Wieder gibt es Brandschutz-Probleme

Die Eröffnung des Hauptstadtflughafens wird erneut verschoben. Auch Ende 2017 wird vom BER kein Flugzeug abheben. Die aktuelle Verzögerung hatte sich schon im Dezember abgezeichnet. Am Sonnabend dann erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD): „An dieser Stelle sind wir an einem Punkt, wo wir sagen müssen, 2017 kann nicht mehr funktionieren mit der Eröffnung.“

Auch der Vorsitzende der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Karsten Mühlenfeld, teilte mit: „Nach den neuen Erkenntnissen, über die ich Ende vergangener Woche Vertreter der Anteilseigner informiert habe, ist das damit verbundene Risiko für eine Eröffnung des BER in diesem Jahr zu hoch.“

Der Grund: technische Probleme beim Brandschutz. 1200 Türen, die bei Feuer sofort schließen sollten, müssen neu verkabelt werden. In den vergangenen Jahren wurden bereits in mühevoller Kleinarbeit Kabel durch die Terminals gezogen. Doch die Technik funktioniert nicht. Das gilt auch für die Sprinkleranlage. Aktuell dürfte keine Baubehörde grünes Licht für die Eröffnung des Berliner Flughafens geben. Müller, der seit etwa eineinhalb Jahren Chef des BER-Aufsichtsrates ist, geht aktuell davon aus, dass der mindestens 6,5 Milliarden Euro teure Flughafen im Jahr 2018 in Betrieb geht.

Die Nachricht fügt der gefühlt unendlichen Geschichte des BER ein weiteres Kapitel hinzu. Schon vor 25 Jahren begannen die Planungen für den Flughafen. Der Spatenstich war 2006. Seit 2010 wurde der Starttermin sechsmal verschoben. 2012 war die Eröffnung schon auf Plakaten in der ganzen Stadt angekündigt worden. Doch der mangelhafte Brandschutz machte den Betreibern einen Strich durch die Rechnung.

Mit den nicht enden wollenden Pannen hat sich die Hauptstadt bereits in ganz Deutschland lächerlich gemacht. Teuer ist der Pannenflughafen auch: Die Betriebskosten belaufen sich auf 17 Millionen Euro im Monat. Zudem fehlen Mieteinnahmen von 13 bis 14 Millionen Euro. Und: Flughafen-Chef Mühlenfeld soll laut „Bild am Sonntag“ bereits seit Monaten gewusst haben, dass die Eröffnung im Jahr 2017 nicht möglich ist. Flughafen-Sprecher Lars Wagner will davon nichts wissen. Er sagte, unter Mühlenfelds Verantwortung seien in den letzten zwei Jahren Fehler der Vergangenheit am BER korrigiert, das Projekt insgesamt vorangebracht und der regelmäßige Austausch mit Beteiligten sichergestellt worden. Für die erneut verschobene Eröffnung sei „der neue Sachstand aus dem Baubereich“ ausschlaggebend. Darüber habe Mühlenfeld unverzüglich zunächst die Anteilseigner und dann die Öffentlichkeit informiert. Das stellt die Opposition in Berlin und Brandenburg nicht zufrieden. Weil Mühlenfeld Regierungschef Müller vor der Berlin-Wahl am 18. September nicht habe schaden wollen, sei die neue Lage verschwiegen worden, erklärten etwa Brandenburgs Grünen- Fraktionschef Axel Vogel und Berlins CDU-Fraktionschef Florian Graf.

Und nun? Konsequenzen sollen bei einer Aufsichtsratssitzung am 7. Februar besprochen werden. Der Bürgermeister forderte die BER-Geschäftsführung auf, bis Ende März einen neuen Eröffnungstermin zu nennen. Und die Firmen, die nicht wie verabredet geliefert haben, werden Müller erklären müssen, warum was falsch gelaufen ist.

Der Pannenflughafen ist ein Erbe der Ära Klaus Wowereit (SPD). Wirtschaftspolitisch hinterließ der Regierende Bürgermeister eine durchwachsene Bilanz. Symbol für den Stillstand ist der BER. 2012 war das große Krisenjahr: Der Flughafen wurde nicht pünktlich fertig, es gab Mehrkosten in Milliardenhöhe. Wowereit, zu dieser Zeit etwa ein Jahrzehnt Chef des Aufsichtsrats, wurde als Schuldiger ausgemacht. Doch auch sein Nachfolger Müller scheint es schwerzufallen, das Problem BER in den Griff zu bekommen.