Washington/Chicago.

„Yes, we can.“ „Yes, we did.“ Ja, wir können es. Ja, wir haben es getan. Am Ende der vor mehr als acht Jahren begonnenen Reise am Steuer Amerikas schloss sich in der McCormick-Arena von Chicago für Barack Obama der Kreis. Der 44. Präsident der USA nahm in seiner Heimatstadt seinen Aufbruch symbolisierenden Leitsatz von 2008 letztmals in den Mund, trocknete nach knapp einstündiger Rede und einer das Herz wärmenden Verbeugung vor seiner Frau Michelle („Du hast unser Land stolz gemacht“) eine Träne im Augenwinkel und verabschiedete sich.

Obamas Abschlussrede, live auf allen großen Sendern übertragen, verzichtete weitgehend auf das Zurschaustellen eigener Leistungen. Stattdessen nahm der wirkungsvollste Redner seiner Generation die Zuhörer mit auf eine eindringliche Nachhilfestunde in Sachen Demokratie. Im Stile John F. Kennedys (Frage nicht, was dein Land für dich tun kann) packte der 55-Jährige das Publikum bei der eigenen Verantwortung. „Nicht nur, wenn eine Wahl bevorsteht, ist es wichtig, sich zu engagieren. Wenn etwas verändert werden muss, krempelt die Ärmel hoch und organisiert den Wandel.“

Teilnahme als Bürgerpflicht? Obama sieht in der wachsenden Beifahrer­mentalität in der Bevölkerung – neben Einkommensungleichheit, Rassenspannungen, wachsender Polarisierung und allmählich verfallenden demokratischen Institutionen – eine wichtige Ursache für den fragilen Zustand des Landes.

Ohne seinen Nachfolger Donald Trump direkt anzugreifen, sagte der erste Afroamerikaner im Weißen Haus: „Wir müssen in die Haut des anderen schlüpfen.“ Die gesellschaftlichen Bindekräfte erodierten, „wenn wir einige von uns amerikanischer als andere nennen und wenn wir Politikern, die wir wählen, die Schuld geben, ohne dabei einzugestehen, dass wir sie wählen“.

Solidarität und gelebte Toleranz erforderten jedoch ein Mindestmaß an Übereinstimmung. „Ohne eine gemeinsame Basis an Fakten, ohne Bereitschaft, neue Information zuzulassen“, würden „Konsens und Kompromiss unmöglich“. Er spricht vom Amerika der verschiedenen Wirklichkeiten, das es sich in eigenen „Blasen“ bequem mache. Sein Rezept dagegen: „Wenn du es satt hast, mit Fremden im Internet zu streiten, versuche doch mal, mit jemandem im echten Leben zu sprechen.“ Nach mehr zu streben, sei das Gebot der Stunde. „Ich bitte euch, zu glauben“, sagte Obama, „nicht an meine Fähigkeit, Veränderungen zu erreichen. Sondern an eure.“