Berlin/Potsdam.

Die künftige First Lady der Republik, Elke Büdenbender, ist den meisten Bürgern noch unbekannt – dafür kennt die 54 Jahre alte Juristin die Erwartungen der Öffentlichkeit schon ziemlich gut. Sie stand schließlich schon mal als mögliche Kanzlergattin im Rampenlicht. 2009 unterstützte Büdenbender ihren Ehemann, den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier, im Bundestagswahlkampf. Als sie gefragt wurde, welchen Typus Kanzlergattin sie verkörpern wolle, da lautete ihre trockene Antwort: „Elke Büdenbender!“ Jeder müsse seinen eigenen Stil finden, ihren Beruf als Richterin wolle sie nicht aufgeben, erklärte sie.

Aus der Kanzlerschaft des Ehemannes ist nichts geworden, doch nun wird Steinmeier Bundespräsident. In wenigen Wochen erhalten der bisherige Außenminister und seine Ehefrau die Eintrittskarten für Schloss Bellevue. Am Montag startete Steinmeier in Potsdam und Hannover eine „Charmetour“ durch die Parlamente der Bundesländer, um sich möglichst vielen Wahlleuten der Bundesversammlung vorzustellen.

Seine Wahl am 12. Februar ist angesichts der Mehrheitsverhältnisse mehr eine Formsache. Schon jetzt ist klar: Deutschland bekommt nicht nur einen erfahrenen, beliebten und besonnenen Politiker als Staatsoberhaupt – sondern auch eine selbstbewusste und eigenständige First Lady. Das Präsidentenpaar dürfte einen neuen Stil im Schloss Bellevue prägen und dabei auch die Frage thematisieren, wie viel Gleichberechtigung beim Aufstieg ins höchste Staatsamt möglich ist.

Auf die First Lady wartet ein anstrengendes Ehrenamt

Büdenbender macht gar keinen Hehl daraus, dass sie die Aufgabe der Präsidenten-Gattin nicht angestrebt hat. Das Ehrenamt der First Lady, das gar nicht in der Verfassung verankert ist, passt ja auch kaum noch in die Zeiten der Gleichberechtigung. Sie soll nach den ungeschriebenen Regeln repräsentieren und empfangen, den Präsidenten auf Auslandsreisen begleiten, moralisches und gesellschaftliches Vorbild sein und sich für gute Zwecke engagieren – alles ohne Bezahlung und ohne viel Aufhebens. Nur ein Büro mit zwei Mitarbeitern steht ihr zur Verfügung.

Viele der bisher elf First Ladys haben in den engen Grenzen des Protokolls ihren Gestaltungsspielraum genutzt, eine eigene Berufstätigkeit blieb aber bis heute tabu. Auch Daniela Schadt, Lebensgefährtin des scheidenden Präsidenten Joachim Gauck, gab ihren Journalistenjob auf. Büdenbender aber hängt an ihrem Beruf, wie Vertraute berichten. Sie würde gern weiter als Verwaltungsrichterin arbeiten. Es wäre eine kleine Revolution. Doch die Tätigkeit in der dritten Kammer des Verwaltungsgerichts in Berlin, wo sie bereits seit 1999 über Klagen gegen staatliche Behörden entscheidet, berührt Themen, die auch der Präsident bearbeiten muss. Die Fortsetzung dürfte schwierig werden, auch wenn Büdenbender schon einmal erklärte: „Frank macht seinen Job, ich mache meinen.“

Aber es spricht auch viel dafür, dass sie zusammen ein gutes Team im Schloss Bellevue abgeben werden. Büdenbender ist zwar nicht der Typ, der gern im Rampenlicht steht. Aber dass sie öffentlich auftreten kann, hat sie nicht nur durch gelegentliche Besuche des Bundespresseballs bewiesen. Während Steinmeiers Kanzlerkandidatur hat sie ihren Mann in Talkshows begleitet und mit viel Charme erfolgreich das Bild vom trockenen, bisweilen langweilig wirkenden Politiker korrigiert. Viel Beifall brachte Büdenbender schon ein Jahr vorher ein Auftritt ein, bei dem sie eine Rede vortrug, die eigentlich der kurzfristig verhinderte Außenminister halten sollte. „Eine klasse Frau“ sei die Elke, hat Altkanzler Gerhard Schröder die Gattin seines langjährigen Weggefährten Steinmeier gelobt: „Selbstbewusst, intelligent, einfach toll.“

Kennengelernt haben sich beide während des Jura-Studiums in Gießen. Sie folgte ihm nach Hannover, als er 1991 seine erste Referenten-Stelle in der Staatskanzlei von Ministerpräsident Gerhard Schröder antrat. 1995 heirateten die beiden, 1996 kam Tochter Merit zur Welt. Büdenbender hielt ihrem Mann den Rücken frei, als er Schröders Kanzleramtschef und später Außenminister wurde. Dennoch pflegte sie auch ihre Eigenständigkeit. Öffentlich von sich reden machte das Paar vor allem, als Steinmeier seiner schwer nierenkranken Frau 2010 eine Niere spendete und ihr so das Leben rettete. Steinmeier verzichtete mit Hinweis auf diese Belastung darauf, 2013 noch einmal als Kanzlerkandidat anzutreten. In der großen Koalition tat er sich das aufreibende Amt des Außenministers dann doch an. Als Präsident wird er es etwas ruhiger angehen lassen können; den Terminkalender bestimmt er nun stärker selbst, die Zahl der Flugreisen wird deutlich abnehmen.

Auch künftig wird er sich der Außenpolitik widmen

Aber dass er etwas bewegen will im neuen Amt, ist offenkundig. Mit seinem Außen-Staatssekretär Stephan Steinlein, der das Präsidialamt leiten wird, und anderen Vertrauten feilt Steinmeier längst an einer ehrgeizigen Präsidenten-Agenda. Es passt ins Bild, dass er am Montag eine Viertelstunde zu früh vor dem Brandenburger Parlament vorfuhr – als könne er es gar nicht abwarten. Steinmeier will Mutmacher sein, zu demokratischem Engagement in Zeiten populistischer Parolen ermuntern. Und er will sich für eine Belebung der politischen Debatte einsetzen. „Ich will ein Gegengewicht sein zu den Tendenzen der grenzenlosen Vereinfachung“, sagte der SPD-Politiker.

Neben der Stabilität der Demokratie soll Europa Schwerpunkt-Thema werden. Der Außenminister macht klar, dass er sich auch künftig außenpolitischen Fragen widmen wird. „Es geht um die Zukunft Europas und die Frage, welche Rolle Deutschland darin spielt“, sagte Steinmeier. International habe ein Präsident immer schon denken müssen, aber der Stellenwert werde wohl größer. Wenn er als Staatsoberhaupt auf Reisen geht, wird nicht nur der protokollarische Aufwand höher werden; während sich ein Minister nie von der Ehefrau begleiten lässt, ist die Mitreise der First Lady die Regel.

Wie ihre Vorgängerin Schadt wird aber auch Büdenbender mit eigenem Nachnamen begrüßt werden: Zum zehnten Hochzeitstag 2005 wollte sie zwar ihren Geburtsnamen ablegen, als Geschenk für ihren Mann. Doch dann wurde er Außenminister, sie machte einen Rückzieher. Später erzählte sie, warum: „Da habe ich mir gedacht, das sieht jetzt ganz blöd aus – so als würde ich mir fremde Lorbeeren anstecken.“