Tel Aviv. Militärsanitäter hatte am Boden liegenden Palästinenser mit Kopfschuss getötet. Es drohen bis zu 20 Jahre Haft

In einem der emotionalsten Prozesse der israelischen Geschichte hat ein Militärgericht einen Soldaten wegen Totschlags verurteilt. Elor Asaria hatte einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Asaria habe aus Rache für einen verletzten Kameraden gehandelt, sagte die Vorsitzende Richterin Maja Heller am Mittwoch in Tel Aviv.

Die Verkündung des Strafmaßes wird innerhalb eines Monats erwartet. Asaria drohen bis zu 20 Jahre Haft. Mehrere Regierungsmitglieder wollen sich für eine Begnadigung Asarias einsetzen, darunter der ultrarechte Erziehungsminister Naftali Bennett.

Der Sanitätssoldat Asaria hatte im März des vergangenen Jahres in Hebron einem am Boden liegenden Attentäter in den Kopf geschossen. Asaria sagte im Prozess aus, er habe befürchtet, dass der Palästinenser noch einen Sprengstoffgürtel unter seinem Mantel trage. Der Attentäter hatte zuvor einen anderen Soldaten mit einem Messer verletzt. Der Todesschuss in Hebron war von einem palästinensischen Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Betselem gefilmt worden.

Vor dem Militärhauptquartier protestierten am Mittwoch mehrere Hundert Menschen laut Polizei teilweise aggressiv für eine Freilassung Asarias. Demonstranten blockierten kurzzeitig die Straße. Die Polizei nahm vier Personen fest. „Gadi, pass auf, Rabin sucht einen Freund“, riefen mehrere Menschen und drohten damit dem Generalstabschef der Streitkräfte, Gadi Eisenkot, indirekt mit dem Tod. Israels Ministerpräsident Izchak Rabin wurde 1995 von einem jüdischen Fanatiker erschossen wegen seiner Bemühungen um einen Frieden mit den Palästinensern. Amir Levi war aus Jerusalem gekommen und sagte: „Er hat als Soldat seinen Job gemacht und dieses Land beschützt.“

Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sprach von einem „harten Urteil“. Er rief aber dazu auf, die Entscheidung des Militärgerichts zu respektieren. Palästinenservertreter kritisierten das Verfahren als „Farce und Scheinprozess“. Es sei darum gegangen, die Straftat als Tat eines Einzelnen darzustellen, teilte das palästinensische Außenministerium mit. Der Sprecher der palästinensischen Regierung, Jussef al-Mahmud, forderte eine internationale Untersuchung von „Feld-Exekutionen“ von Palästinensern durch israelische Soldaten.

Der israelische Ethik-Professor Assa Kascher forderte nach dem Urteil eine bessere Ausbildung innerhalb der Armee. „Es ist mehr Erziehung und Training für die Truppen gefordert, um sicherzustellen, dass jeder Soldat jederzeit richtig handelt“, sagte Kascher, der den ethischen Kodex der Armee mitentwickelt hat. (dpa)