Berlin.

Tiefkühlpizza, Fertiggerichte und Kochrezepte für schnelle Mahlzeiten: Die Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich eine einfache und rasche Zubereitung des Essens. Besonders die jungen Deutschen wollen beim Kochen keine Zeit verlieren. Bei den 19- bis 29-Jährigen sind es sogar sieben von zehn, die nicht lange am Herd stehen wollen. Der Trend zum Fast Food hat sich damit gegenüber dem vergangenen Jahr noch einmal deutlich verstärkt, wie der neue Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums zeigt.

Essen soll gut schmecken und gesund sein – da sind sich die allermeisten einig. Im Vergleich zu 2015 zeigen die Ergebnisse der Verbraucherumfrage, die dieser Zeitung exklusiv vorliegen, jedoch eine deutliche Veränderung bei den Einstellungen zur Essenszubereitung: 55 Prozent der Bundesbürger legen inzwischen Wert auf eine einfache und schnelle Zubereitung, 2015 waren es noch zehn Prozent weniger. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 72 Prozent, bei den über 60-Jährigen dagegen nur 47 Prozent.

Deutsche haben Vertrauen in Lebensmittelproduktion

Der Wunsch nach unkomplizierter Zubereitung ist bei Frauen deutlich stärker: Zwei von drei Frauen wollen das Essen schnell auf den Tisch bekommen – bei den Männern ist es nicht mal jeder Zweite. Was auch daran liegen dürfte, dass in den meisten Haushalten im Alltag eher Frauen als Männer für Mittag- und Abendessen zuständig sind.

In den vergangenen zwei Jahren ist jedoch nicht nur der Wunsch nach schneller Küche deutlich gewachsen, auch der Appetit auf vorgefertigte Lebensmittel, sogenanntes Convenience Food, ist größer geworden: Auf die Frage, ob sie gern mal eine Tiefkühlpizza oder andere Fertigprodukte essen, antworteten 2015 drei von zehn Deutschen mit Ja. 2016 waren es schon vier von zehn. Besonders beliebt sind solche Fast-Food-Mahlzeiten bei den unter 30-Jährigen.

Der Ernährungsreport „Deutschland – wie es isst“ zeigt aber auch, dass die Lieblingsgerichte der Bundesbürger nicht in jedem Fall mit dem Wunsch nach schneller Zubereitung zusammenpassen: Am allerliebsten essen die Deutschen Fleischgerichte, gefolgt von Nudeln, Gemüsegerichten, Fisch, Eintopf, Kartoffelgerichten und Pizza.

Grundsätzlich haben die deutschen Verbraucher laut Ernährungsreport dabei großes Vertrauen in die Lebensmittelproduktion: Drei Viertel der Deutschen sind der Ansicht, dass Lebensmittel in Deutschland unter guten bis sehr guten Bedingungen produziert werden. Jeder Vierte ist dagegen anderer Meinung. Verbesserungsbedarf sehen die Befragten vor allem im Umgang mit dem Tierwohl: Hier halten sie mit großer Mehrheit eine Überprüfung und Verbesserung der Standards für nötig, wünschen sich aber auch zu großen Teilen mehr Transparenz für Verbraucher, etwa durch Siegel oder Label.

Auf die Frage nach ihren persönlichen Erwartungen an die Landwirtschaft nennen die meisten eine artgerechte Haltung der Tiere noch vor der Produktqualität. Für tiergerechte Bedingungen sprechen sich mehr Frauen (76 Prozent) als Männer (63 Prozent) aus. Ebenfalls gewünscht: eine faire Entlohnung der Mitarbeiter und umweltschonende Produktionsmethoden.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sieht sich durch den Report bestätigt. „Vegetarische und vegane Ernährung nehmen inzwischen einen festen Platz in der Gesellschaft ein“, sagte Schmidt dieser Zeitung, „dennoch sagen immer noch mehr als die Hälfte aller Befragten, dass sie am liebsten Fleisch essen.“ Deshalb sei es auch nicht erstaunlich, dass sich immer mehr Menschen damit beschäftigten, wie die Tiere gehalten würden, sagte der Ernährungsminister. „Die Menschen wollen mehr Tierwohl in deutschen Ställen. Das muss für Verbraucher aber auch beim Einkauf erkennbar sein.“

Schmidt hatte Ende des Jahres 2016 angekündigt, ein Tierwohllabel einzuführen: Das neue Gütezeichen für Lebensmittel soll eine verständliche und einfache Kaufentscheidungshilfe bieten. Ein nationales Gütesiegel, so Schmidt, sei nötig, um eigene Label großer Konzerne zu verhindern, die wenig objektiv und für Verbraucher schwer vergleichbar wären. Bestehende Bio- oder Öko-Label sollen nicht ersetzt werden. Welche Kriterien Tierhalter und Schlachthöfe für das neue Label erfüllen müssen, ist noch nicht bekannt. Details will Schmidt bei der Grünen Woche vorstellen.