Berlin. Bei Razzien in ganz Deutschland folgt die Polizei den Spuren des tatverdächtigenTunesiers

Im Frühjahr 2011 macht sich Anis Amri aus Tunesien auf den Weg nach Europa – fünf Jahre später steht er unter dringendem Verdacht, zwölf Menschen getötet und knapp 50 verletzt zu haben. Wie ein Puzzle entsteht in diesen Tagen das Bild des mutmaßlichen Attentäters von Montagabend. Dass die Polizei diesmal den Richtigen sucht, daran gibt es kaum noch Zweifel: Der 24-Jährige sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit der Täter“, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag. Die Ermittler hätten Fingerabdrücke am Fahrerhaus des Lastwagens gefunden. Der Generalbundesanwalt erwirkte Haftbefehl gegen Amri. „Wir gehen davon aus, dass er den Lkw gesteuert hat“, sagte eine Sprecherin am Abend.

Doch wo ist der Mann? Am Dienstagnachmittag hatte die Polizei Papiere des Tunesiers unter dem Fahrersitz des Lkw entdeckt, seitdem läuft die Suche auf Hochtouren – vor allem in Berlin und Nordrhein-Westfalen.

Am Donnerstagmorgen durchsuchten rund 100 Polizisten eine Flüchtlingsunterkunft in Emmerich am Rhein, hier soll Amri zeitweise gewohnt haben. In Dortmund gab es nach WDR-Informationen ebenfalls einen Anti-Terror-Einsatz. Dabei sollen mehrere Personen aus der Islamistenszene mitgenommen worden sein, um befragt zu werden.

Auch in Berlin soll es Durchsuchungen in den Stadtteilen Kreuzberg und Prenzlauer Berg gegeben haben, wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) berichtete. In Berlin-Moabit wurde ein Moschee-Verein durchsucht. Vor dem Gebäude wurde Amri wenige Stunden nach dem Attentat gefilmt, wie der RBB meldete. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung stoppte die Polizei auch U-Bahnen auf der Suche nach dem Verdächtigen. In Heilbronn und Flensburg wurden Reisebusse kontrolliert. Bereits am Mittwoch hatten Ermittler eine Asylunterkunft in Oberhausen durchsucht. Bislang gab es keine Festnahmen.

Ebenfalls am Mittwoch hatten tunesische Ermittler die Familie des Tatverdächtigen befragt. Amris Mutter reagierte erschüttert. Sie könne sich nicht vorstellen, dass ihr jüngster Sohn zu solch einer Tat fähig sei, sagte Nur al-Huda. Amri habe sich zuletzt am Sonntagabend gemeldet. Sie hoffe darauf, dass die Wahrheit bald ans Licht komme. Die Familie bete mit den Opfern.