Istanbul.

Heiratet ein Paar in der westtürkischen Stadt Kütahya, bekommt es von der Verwaltung ein Geschenk: eine Broschüre mit dem Titel „Ehe und Familienleben“. Sie soll den frisch Vermählten den Start ins gemeinsame Eheleben mit hilfreichen Tipps erleichtern, berichtet „Spiegel-Online“. Doch die Ratschläge des Heftchens, in rosa Farbe, verziert mit Rose und Herz, sind derart skurril, dass im gesamten Land darüber diskutiert wird.

Ehefrauen wird zum Beispiel geraten, beim Sex nicht zu sprechen – denn dann würden die dabei empfangenen Kinder später stottern. Wenn es mal nicht so rund läuft in der Ehe, weiß die Broschüre auch Rat für den Mann: „Für den Fall, dass die Frau zickig ist, sollte der Mann sich nicht sofort scheiden lassen, damit diese Frau nicht auch noch zum Verhängnis für einen anderen Mann wird. Stattdessen sollte der Ehemann eine zweite Frau ehelichen, damit sie die erste Ehefrau zur Vernunft bringt.“

Die Broschüre rechtfertigt auch Gewalt gegen Frauen: „Manchmal sind ein, zwei Schläge ganz nützlich, das wirkt wie Medizin. Der Ehefrau wird so in Erinnerung gerufen, wer das Sagen im Haus hat.“ Berufliches Arbeiten für die Frau sei unnütz, sie solle stattdessen ihre Beine übereinanderschlagen und lieber zu Hause bleiben.

Bekannt wurde die Broschüre durch Fatma Kaplan Hürryet, Abgeordnete der Opposition. Sie hat das Thema im Parlament zur Sprache gebracht – bei der Haushaltsberatung des Familien- und Sozialministeriums. Der Verfasser der Ratschläge ist ehemaliger Mitarbeiter der Behörde Diyanet, der höchsten islamischen Autorität des Landes. Anfang des Jahres sorgte sie bereits für Aufsehen, weil sie eine sogenannte Fatwa veröffentlichte, die jungen Verliebten verbietet, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten oder zu flirten.