Washington.

Wenn Donald Trump in die Bredouille gerät, wenn seine weltweiten Geschäftsbeziehungen in die Schlagzeilen geraten, lenkt der künftige Präsident Amerikas gern mit neuen Personalien ab. So auch gestern, als er erst den Chef des Öl-Riesen Exxon-Mobil, Rex Tillerson (64), offiziell als Außenminister nominierte. Und später mit Rick Perry, Ex-Gouverneur und im Wahlkampf noch Trump-Gegner, einen weiteren Texaner mit der Position des Energieministers betraute.

Plötzlich redete kaum mehr jemand darüber, dass Trump eine lange versprochene Pressekonferenz stickum auf Januar verschob. Trump wollte morgen Auskunft darüber geben, wie er sein milliardenschweres Firmengeflecht rechtlich so unbedenklich von sich abtrennen will, auf dass ihm im Oval Office nicht fortlaufend Interessenkonflikte vorgeworfen werden können.

Da haben Trump und Tillerson nach Ansicht führender Republikaner manches gemein. Beide sind schwerreich. Tillersons Abschiedspaket bei Exxon-Mobil wird auf über 300 Millionen Dollar geschätzt. Er reiht sich damit nahtlos ein ins Gefüge der auffällig vielen Milliardäre und Multimillionäre im künftigen Kabinett Trumps. Vermögenswerte: um die 20 Milliarden Dollar. Und der nächste Kandidat der Wall Street steht schon im Wartestand. Der Präsident der Großbank Goldman Sachs, Gary Cohn, wird oberster Wirtschaftsberater.

Unter Tillersons Führung hat der weltgrößte private Öl-Produzent seine Geschäfte in Russland massiv ausgebaut. Putin schätzt die auf Berechenbarkeit setzende Ein-Mann-ein-Ehrenwort-Haltung Tillersons. Er belohnte den leidenschaftlichen Pferdezüchter, der die Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen Krim und Ukraine ablehnt, 2013 mit dem Orden der Freundschaft. Moskau zeigte sich erfreut über die Nachricht vom Klassenfeind. Tillerson sei „pragmatisch“, ein „solider Profi“.

Vielen Kongressabgeordneten kommen solche Attribute so gar nicht in den Sinn. Seit durch US-Geheimdienst-Berichte bekannt ist, dass Putin-hörige Computer-Hacker sich pro Trump in die Präsidentschaftswahl eingeschaltet haben sollen, herrscht Alarmstimmung. Von Untersuchungsausschüssen ist die Rede. EU-Abgesandte in Washington sehen bang in die Zukunft: „Die Sanktionen gegen Russland werden nicht mehr lange Bestand haben.“