Berlin . CDU-Innenpolitiker spricht von „fatalem“ Eindruck. Mordverdächtiger schweigt

Der Mord an der 19-jährigen Studentin im Oktober in Freiburg sorgte bundesweit für Entsetzen. Seit bekannt ist, dass ein 17-jähriger Flüchtling unter Mordverdacht festgenommen wurde, löst der Fall heftige Diskussionen aus – auch weil Deutschlands wichtigste Nachrichtensendung, die 20-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“, am Sonnabend auf eine Berichterstattung verzichtete.

War das ein Fehler? Davon ist der Innenausschuss-Vorsitzende des Bundestags, Ansgar Heveling (CDU), überzeugt: In ganz Deutschland sei der Fall schon vor der Festnahme präsent gewesen, sagte er dieser Zeitung. „Ich halte die Entscheidung der Tagesschau deshalb für falsch, weil sie natürlich den Eindruck erweckt, man wolle nicht berichten, weil der Tatverdächtige ein unbegleiteter minderjähriger Asylbewerber ist. Ein solcher Eindruck ist fatal“, so Heveling. Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) äußerte Kritik. Der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Dörmann, erklärte: „Das ist ein Grenzfall.“ Die Kritik an der Entscheidung der Tagesschau sei zwar verständlich. „Es wäre aber genauso ein schiefes Bild entstanden, wenn über diesen Mord berichtet worden wäre, aber über andere Mordfälle nicht.“

Zuvor hatte ARD-Aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke seine Redaktion verteidigt: Die „Tagesschau“ berichte nur „sehr selten über einzelne Kriminalfälle“, sondern über „gesellschaftlich, national und international relevante Ereignisse“. Der Freiburger Fall hebe sich nach diesen Kriterien von anderen Mordfällen nicht ab. Die Herkunft des mutmaßlichen Täters habe mit dieser Entscheidung nichts zu tun. Während die Bundesregierung am Montag vor fremdenfeindlicher Stimmungsmache warnte, attackierte der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, die Politik: „Dieses und viele andere Opfer würde es nicht geben, wäre unser Land auf die Gefahren vorbereitet gewesen, die mit massenhafter Zuwanderung immer verbunden sind“, sagte Wendt der „Bild“-Zeitung.

In Freiburg suchen die Ermittler im Umfeld des Tatverdächtigen derweil nach neuen Erkenntnissen. Der junge Mann verweigere die Aussage, so die Staatsanwaltschaft. Geprüft werde, ob er das Opfer kannte. Hinweise darauf gebe es aber nicht. Die junge Frau habe sich zwar in der Flüchtlingshilfe engagiert. Ob sie dadurch Kontakt zu dem Afghanen hatte, sei nicht sicher. Die Familie der Studentin bat in der Todesanzeige um Spenden für einen Verein, der sich für Flüchtlinge einsetzt.