Paris.

Erst Nicolas Sarkozy, nun François Hollande: Erfahrung und der Nimbus des höchsten Staatsamtes sind in Frankreich nur noch wenig wert. Innerhalb von knapp zwei Wochen mussten die beiden Schwergewichte unterschiedlicher politischer Couleur einsehen, dass sie keine politische Zukunft mehr haben – obwohl sie lange Jahre im Élyséepalast verbrachten.

Sarkozy scheiterte in der ersten Runde der Konservativen-Vorwahl, der Sozialist Hollande an seiner Unbeliebtheit, Herausforderungen im Amt und Widerständen im eigenen Lager. Zu groß war letztlich auch das Risiko, dass eine Kandidatur Hollandes die Linke endgültig gespalten und damit der Rechtspopulistin Marine Le Pen und den Konservativen das Feld überlassen hätte.

Der spektakuläre Hollande-Rückzieher verstärkt den Druck auf die Linke, Grabenkämpfe zu beenden und an einem Strang zu ziehen. „Es gibt jetzt eine größere Chance, einen Kandidaten zu finden, der bessere Aussichten hat für die erste Runde der Präsidentenwahl“, resümiert Jens Althoff von der Pariser Heinrich-Böll-Stiftung.

Der frühere Sonderberater des damaligen Präsidenten François Mitterrand, Jacques Attali, appellierte an alle Anwärter, ob von Sozialisten, Ultralinken oder Grünen, sich einer einheitlichen Vorwahl zu stellen. Die Linke habe immer verloren, als sie gespalten war. Ob Attalis weises Wort gehört wird, steht aber auf einem anderen Blatt. Kandidaten mit Stimmenpotenzial wie der Polit-Jungstar Emmanuel Macron oder der Linkenführer Jean-Luc Mélenchon ließen bereits wissen, dass sie die – vor allem von den Sozialisten getragene – Vorwahl im Januar umschiffen wollen.

Bei den regierenden Sozialisten richten sich die Blicke auf Premierminister Manuel Valls, der seine Ungeduld nur schlecht verbergen kann. Dass der 54-Jährige teilnimmt, gilt als sicher. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Harris Interactive wünscht sich ein Drittel der Linken Valls als Anwärter seines Lagers für das höchste Staatsamt. Ex-Minister und Hollande-Widersacher Arnaud Montebourg ist hingegen mit 20 Prozent abgeschlagen.

Valls – wenn er sich dann durchsetzt – steht vor riesigen Herausforderungen. Zunächst muss er entscheiden, ob er im Wahlkampf Regierungschef bleibt. Zweitens ist er keinesfalls ein unumstrittener Hoffnungsträger. Denn er trug über Jahre hinweg die Politik des unbeliebten Hollande mit. Umfragen geben ihm nur neun bis elf Prozent der Stimmen in der ersten Runde der Präsidentenwahl.