Berlin.

Rund 7,5 Millionen Menschen können hierzulande nicht richtig schreiben und lesen. Als „funktionale Analphabeten“ kommen sie mit Buchstaben, Wörtern und einfachen Sätzen nur sehr begrenzt zurecht, und haben Mühe, zusammenhängende Texte zu lesen und zu verstehen. Analphabetismus im engeren Sinne betrifft 2,3 Millionen Erwerbsfähige. Sie können nur einzelne Wörter lesen und schreiben, nicht aber ganze Sätze. Etwa 300.000 Mitbürger können nicht mal ihren Namen korrekt schreiben. Bund und Länder wollen diesen Menschen in einer „Dekade für Alphabetisierung“ helfen.

Weil „funktionale“ und erst recht „echte“ Analphabeten es nicht nur in ihrem privaten Alltag schwer haben, sondern auch im Beruf, besteht in einer Wissensgesellschaft Handlungsdruck – niemand kann und soll zurückgelassen werden. Dafür gingen die bildungspolitischen Spitzenleute der Republik am Montag in Berlin aufs Podium: Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Claudia Bogedan (SPD). Allein der Bund will in der Dekade mit bis zu 180 Millionen Euro Alphabetisierungsprojekte fördern sowie Kurskonzepte und Selbstlernmöglichkeiten schaffen.

Die „leo.-Level-One-Studie“ der Universität Hamburg von 2011 hat die enorme Zahl von 7,5 Millionen „funktionalen Analphabeten“ ans Licht gebracht. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass es bundesweit wohl doppelt so viele Menschen mit erheblichen Lese- und Schreibproblemen gibt wie zuvor angenommen. Jahr für Jahr am 8. September erinnert die Unesco an ein globales Problem: Lesen und Schreiben zu erlernen sei in vielen Regionen der Welt „immer noch ein Privileg“. Der Unesco-Weltbildungsbericht 2015 zeigt: Etwa 781 Millionen Menschen sind Analphabeten, fast zwei Drittel davon Frauen. Der größte Anteil der Analphabeten (557 Millionen) verteilt sich auf nur zehn Länder. Allein in Indien leben 37 Prozent der weltweiten Analphabeten.