Berlin. Mit einem Wangenküsschen haben sich der scheidende US-Präsident Barack Obama und Kanzlerin Angela Merkel begrüßt.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat US-Präsident Barack Obama am Nachmittag offiziell zu dessen Abschiedsbesuch in Berlin empfangen. Merkel und Obama begrüßten sich am Donnerstagnachmittag mit einem Lächeln und Wangenküsschen vor dem Kanzleramt. Rund zwei Stunden dauerte das Gespräch der beiden.

Länger, als erwartet – die Pressekonferenz im Anschluss verzögerte deutlich. Dabei hatten sich die Bundeskanzlerin und der scheidende US-Präsident am Mittwochabend beim Abendessen im Berliner Hotel Adlon schon rund drei Stunden unterhalten.

Obama trifft Merkel

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    Merkel fällt Abschied von Obama schwer

    Merkel und Obama begrüßten sich mit einem Wangenkuss vor dem Kanzleramt.
    Merkel und Obama begrüßten sich mit einem Wangenkuss vor dem Kanzleramt. © Getty Images | Sean Gallup

    Merkel bedankte sich für die verlässliche Zusammenarbeit – sprach aber auch die „schwierigen Stunden“ an. Vor dem Hintergrund der Affäre um das Abhören ihres Handys durch den US-Geheimdienst NSA sagte die Kanzlerin, mit Obama habe es auch in dieser Zeit eine verlässliche Zusammenarbeit gegeben. Zugleich betonte Merkel, die Kooperation der deutschen Geheimdienste mit den US-Diensten sei angesichts der terroristischen Bedrohung unerlässlich. „Wir brauchen diese Kooperation“, sagte sie.

    Die Bundeskanzlerin wies auf die Zusammenarbeit beim Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hin und erkannte an, dass die USA den größeren Teil geschultert hatten.

    Merkel strebt enge Kooperation mit Trump an

    Merkel betonte, wie wichtig die USA als Wirtschaftspartner seien; im vergangenen Jahr habe es für Deutschland keinen wichtigeren gegeben. Deshalb seien Handelsabkommen von größter Bedeutung, sagte Merkel.

    Viele freundliche Worte: Nach ihrem rund zweistündigen Gespräch nahmen sich die Bundeskanzlerin und er US-Präsident auch lange Zeit für die Presse.
    Viele freundliche Worte: Nach ihrem rund zweistündigen Gespräch nahmen sich die Bundeskanzlerin und er US-Präsident auch lange Zeit für die Presse. © dpa | Kay Nietfeld

    Merkel strebt auch eine enge Kooperation mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump an. „Natürlich werde ich auch alles daran setzen, mit dem neugewählten Präsidenten dann gut zusammenzuarbeiten“, sagte die Kanzlerin. Sie hob hervor, dass die Beziehungen Deutschlands und Europas zu den USA ein „Grundpfeiler unserer Außenpolitik“ seien. Diese sei auch an Werte wie Demokratie, Freiheit und das Eintreten für Menschenrechte gebunden. Merkel hatte Trump direkt nach dessen Wahlsieg an ähnliche Grundwerte erinnert.

    „Natürlich fällt mir der Abschied schwer, wenn man so gut zusammengearbeitet hat“, beantwortete Merkel die Frage einer Journalistin nach dem Ende der Präsidentschaft Obamas. „Aber: Demokratie lebt vom Wandel.“ Und der sei in den USA – mit der Begrenzung auf zwei mögliche Amtszeiten eines Präsidenten – nun mal genau vorgegeben.

    Obama dankt Merkel für ihre Rolle in der Flüchtlingskrise

    Obama nannte Merkel eine wunderbare Freundin: „Ich hätte mir keine standfestere Partnerin auf der Weltbühne vorstellen können.“ Obama dankte auch dem deutschen Volk für die Zusammenarbeit. Die USA hätten ein großes Interesse an der Stabilität und Sicherheit Europas.

    „Ich hätte mir keine standfestere Partnerin auf der Weltbühne vorstellen können“, sagte Obama über Angela Merkel.
    „Ich hätte mir keine standfestere Partnerin auf der Weltbühne vorstellen können“, sagte Obama über Angela Merkel. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE

    Auch der US-Präsident sprach die Handelsabkommen an: Es sei wichtig, die Handelswege offen zu halten. Er betonte die „großen, wirtschaftlichen Errungenschaften“ der EU und die Wichtigkeit einer Fortsetzung der Zusammenarbeit. Obama rief die Länder Europas auf, sich um den Erhalt der EU zu bemühen. „Ich glaube weiter daran, dass die Europäische Union eine der größten Errungenschaft der Welt ist.“ Der Austritt Großbritanniens solle so geräuschlos und problemlos wie möglich gestaltet werden.

    Obama dankte Merkel für den deutschen Beitrag im Kampf gegen den „IS“ und im Syrien-Konflikt. Die Bundeskanzlerin stehe wie er selbst für „eine umfassende und humanitäre Lösung dieser Krise, der wir auch die Flüchtlingswelle nach Europa zu verdanken haben“, sagte er am Donnerstagabend. Die Kanzlerin habe dabei Augenmaß und Mitgefühl gezeigt. Obama lobte auch Merkels „Stärke und Entschlossenheit“ sowie ihre konsequente Orientierung an Werten.

    Obama deutet an, dass er Merkel wählen würde – wäre er Deutscher

    Obama sprach auch von seinem ersten Besuch in Berlin 2008. Er glaube noch immer, was er damals gesagt habe: „Wenn Sie eine friedfertige, wohlhabende Gesellschaft haben wollen, dann schauen Sie nach Deutschland.“ Im Namen des amerikanischen Volkes wolle er Deutschland und der Bundeskanzlerin für die vertrauensvolle Zusammenarbeit danken – „vielen Dank“, sagte Obama auf Deutsch.

    Auf eine Frage zu einer möglichen erneuten Kanzlerkandidatur Merkels sagte Obama, er wolle sich eigentlich nicht in die Politik anderer einmischen. Aber: Kanzlerin Merkel sei die einzige Regierungschefin, die seit seinem Amtsantritt übriggeblieben sei – „in gewisser Weise sind wir die Veteranen“. Wäre er Deutscher und könnte hier wählen, sagte der US-Präsident. „Ich würde Angela Merkel unterstützen“, sollte sie sich entscheiden, noch einmal anzutreten. Er wisse allerdings nicht, ob ihr diese Aussage nun helfe oder schade.

    Den Wahlerfolg seines designiertes Nachfolgers Donald Trump bezeichnete Obama als größten politischen Umbruch in der jüngeren Geschichte. Er bleibe vorsichtig optmistisch, was die Präsidentschaft Trumps angehe. „Der Grund dafür ist, dass dieser Job einen zwingt, ernsthaft zu sein, er verlangt Seriösität“, sagte Obama. „Wenn man nicht seriös ist in diesem Job, dann hat man ihn vermutlich nicht lange.“ Das ganze Land und die Welt schaue auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er sei bereit, zu helfen. Amtsführung sei anders als Wahlkampf. „Ich würde hoffen, dass das auch etwas ist, was er gründlich überdenkt.“(moi/dpa)

    US-Präsident Barack Obama besucht Berlin

    Barack Obama besucht zum letzten Mal als US-Präsident Deutschland. Wir begleiten seinen dreitägigen Staatsbesuch in Berlin in Bildern. Am Donnerstag stand für Obama der erste offizielle Termin an.
    Barack Obama besucht zum letzten Mal als US-Präsident Deutschland. Wir begleiten seinen dreitägigen Staatsbesuch in Berlin in Bildern. Am Donnerstag stand für Obama der erste offizielle Termin an. © dpa | Kay Nietfeld
    Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den US-Präsidenten im Kanzleramt. Beim Eintreffen gab es Küsschen links und rechts.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den US-Präsidenten im Kanzleramt. Beim Eintreffen gab es Küsschen links und rechts. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
    Im Kanzleramt gab es ein bilaterales Treffen zwischen Merkel und Obama.
    Im Kanzleramt gab es ein bilaterales Treffen zwischen Merkel und Obama. © dpa | Markus Schreiber / Pool
    An dem Treffen nahmen auch der US-Botschafter John B. Emerson, Regierungssprecher Steffen Seibert, und weitere Berater der beiden Staatschefs teil.
    An dem Treffen nahmen auch der US-Botschafter John B. Emerson, Regierungssprecher Steffen Seibert, und weitere Berater der beiden Staatschefs teil. © dpa | Markus Schreiber / Pool
    Für den Besuch des US-Präsidenten wurden zahlreiche Straßen im Berliner Regierungsviertel gesperrt.
    Für den Besuch des US-Präsidenten wurden zahlreiche Straßen im Berliner Regierungsviertel gesperrt. © dpa | Rainer Jensen
    Am Donnerstagvormittag hatte Barack Obama die amerikanische Botschaft besucht. Auf dem Fußweg hatte er seinen berühmten Präsidenten-Becher in der Hand. Ob sich wirklich Kaffee darin befindet, ist ein Geheimnis.
    Am Donnerstagvormittag hatte Barack Obama die amerikanische Botschaft besucht. Auf dem Fußweg hatte er seinen berühmten Präsidenten-Becher in der Hand. Ob sich wirklich Kaffee darin befindet, ist ein Geheimnis. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
    Am Mittwochabend war Barack Obama in Berlin angekommen.
    Am Mittwochabend war Barack Obama in Berlin angekommen. © dpa | Kay Nietfeld
    Um 17.51 Uhr war die Air Force One, die Maschine des Präsidenten, auf dem Flughafen Tegel gelandet.
    Um 17.51 Uhr war die Air Force One, die Maschine des Präsidenten, auf dem Flughafen Tegel gelandet. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Kurz nach 18 Uhr joggte Obama dann die Flugzeugtreppe herunter.
    Kurz nach 18 Uhr joggte Obama dann die Flugzeugtreppe herunter. © dpa | Rainer Jensen
    Von Soldaten der Bundeswehr wurde Obama mit militärischen Ehren empfangen.
    Von Soldaten der Bundeswehr wurde Obama mit militärischen Ehren empfangen. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Am Flughafen hielt sich der Präsident jedoch nicht lange auf.
    Am Flughafen hielt sich der Präsident jedoch nicht lange auf. © dpa | Kay Nietfeld
    In Empfang nahmen ihn dort der US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson und seine Frau Kimberly.
    In Empfang nahmen ihn dort der US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson und seine Frau Kimberly. © Getty Images | Sean Gallup
    Obama hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt als seine engste Verbündete während seiner beiden Amtszeiten bezeichnet. Das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA hatte jedoch besonders unter dem Abhörskandal der NSA zeitweise Schaden genommen.
    Obama hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt als seine engste Verbündete während seiner beiden Amtszeiten bezeichnet. Das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA hatte jedoch besonders unter dem Abhörskandal der NSA zeitweise Schaden genommen. © dpa | Rainer Jensen
    Mit der gesicherten Limousine mit dem Spitznamen „The Beast“ ging es dann zum Hotel Adlon, wo Barack Obama während seines Deutschlandbesuches schläft.
    Mit der gesicherten Limousine mit dem Spitznamen „The Beast“ ging es dann zum Hotel Adlon, wo Barack Obama während seines Deutschlandbesuches schläft. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    „The Beast“ begleitet den US-Präsidenten und seinen Außenminister auf seinen Reisen. Die Limousine findet im Bauch der Air Force One Maschine Platz.
    „The Beast“ begleitet den US-Präsidenten und seinen Außenminister auf seinen Reisen. Die Limousine findet im Bauch der Air Force One Maschine Platz. © dpa | Ralf Hirschberger
    Der Stadtteil Mitte in Berlin war zuvor weiträumig abgesperrt worden.
    Der Stadtteil Mitte in Berlin war zuvor weiträumig abgesperrt worden. © dpa | Jörg Carstensen
    Vor allem rund um das Brandenburger Tor und den Pariser Platz gab es zahlreiche Straßensperrungen.
    Vor allem rund um das Brandenburger Tor und den Pariser Platz gab es zahlreiche Straßensperrungen. © dpa | Sebastian Gollnow
    Die eigens eingerichtete Sicherheitszone umfasst den gesamten Bereich um das Kanzleramt, den Reichstag, das Brandenburger Tor, die amerikanische Botschaft, das Hotel Adlon und das Holocaust-Mahnmal.
    Die eigens eingerichtete Sicherheitszone umfasst den gesamten Bereich um das Kanzleramt, den Reichstag, das Brandenburger Tor, die amerikanische Botschaft, das Hotel Adlon und das Holocaust-Mahnmal. © dpa | Ralf Hirschberger
    Bereits an den Tagen zuvor waren besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Unter anderem wurden Gullys und Abwasserkanäle verschlossen.
    Bereits an den Tagen zuvor waren besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Unter anderem wurden Gullys und Abwasserkanäle verschlossen. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Bauarbeiten vor dem Amtsbesuch.
    Bauarbeiten vor dem Amtsbesuch. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Am 16. November herrscht Ausnahmezustand um das Brandenburger Tor. Am 18. wird Obama jedoch schon weiterreisen.
    Am 16. November herrscht Ausnahmezustand um das Brandenburger Tor. Am 18. wird Obama jedoch schon weiterreisen. © dpa | Paul Zinken
    Nur Soldaten, Polizei, Politiker und Gäste des Präsidenten kommen durch die Absperrungen.
    Nur Soldaten, Polizei, Politiker und Gäste des Präsidenten kommen durch die Absperrungen. © dpa | Sebastian Gollnow
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