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Die französischen Behörden sprechen von einer „erfolgreichen Mission“. Der Staat lässt die Reste des Flüchtlingscamps von Calais mit Bulldozern abreißen, der sogenannte „Dschungel“ sei geräumt. Doch: Es gibt in der Nähe immer noch Migranten, die nicht registriert sind und offenbar keine Bleibe für die kalten Nächte haben – unter ihnen viele Jugendliche. Das berichteten Augenzeugen. Nachdem Hütten und Zelte am Mittwoch in Flammen aufgegangen waren, hatte die Präfektin des Departements Pas-de-Calais, Fabienne Buccio, Frankreichs größte Slum-Siedlung offiziell für leer erklärt. Buccio sagte, rund 6000 Menschen seien in sichere Unterkünfte gebracht worden.

Der französische Nachrichtensender BFMTV berichtete jedoch mit Verweis auf Hilfsorganisationen, dass rund 2000 Menschen nicht den vom Staat vorgezeichneten Weg einer Verlegung in andere französischen Regionen einschlugen. Stattdessen wollten sie in Calais oder Umgebung bleiben. Eine Gruppe Sudanesen berichtet dieser Redaktion, sie sei nach den Bränden nach Paris gefahren – auf eigene Faust. Viele Flüchtlinge waren in die Hafenstadt am Ärmelkanal gekommen, um das nahegelegene Großbritannien zu erreichen.

Die Hilfsorganisation Save the Children Deutschland teilte mit, Dutzende Mädchen und Jungen hätten nach dem Brand unter freiem Himmel unter Brücken oder im verlassenen Camp übernachtet, weil ihnen sichere Schlafplätze verwehrt wurden. Die Auswirkungen der Räumung sind auch in der Hauptstadt zu spüren. In Paris lebten immer mehr Flüchtlinge auf der Straße. In den vergangenen zwei Tagen sei die Zahl um ein Drittel gestiegen, sagte die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation dem Sender BFMTV. Mittlerweile schliefen etwa 3000 Menschen in Zelten und auf Matratzen auf dem Bürgersteig.