Berlin.

In Deutschland sind Kinder und Jugendliche deutlich stärker von Armut bedroht als die Gesamtbevölkerung. Das ist eine der Kernaussagen des neuen Armuts- und Reichtumsberichts, den die Bundesregierung im Februar 2017 vorlegen will. Nach den vorläufigen Zahlen haben rund 14 Prozent der Bürger ein Armutsrisiko, bei Kindern unter 18 Jahren liegt der Anteil dagegen bei 18,6 Prozent, berichtete die „Saarbrücker Zeitung“ aus dem Entwurf. Besonders betroffen sind weiter vor allem Kinder von Alleinerziehenden und Arbeitslosen. Wenn beide Eltern keinen Job haben, liegt das Risiko bei 60 Prozent – sind beide erwerbstätig, sinkt der Anteil auf drei Prozent.

In einem ersten Berichtsentwurf, der jetzt in der Bundesregierung abgestimmt werden soll, bemüht sich das Arbeitsministerium aber um eine differenzierte Betrachtung: So wird darauf verwiesen, dass der Anteil der Kinder, die tatsächlich in materieller Armut leben, deutlich niedriger ist: Er liegt dem Bericht zufolge bei fünf Prozent, im Durchschnitt der EU-Länder leiden dagegen neun Prozent der Kinder unter Armut. Das Arbeitsministerium erklärte allerdings, die Daten seien noch nicht endgültig. In der abschließenden Fassung des Armuts- und Reichtumsberichts, die im Frühjahr vorliegen soll, würden aktuellere und genauere Zahlen auch zur Kinderarmut verwendet. Bei Sozialverbänden wird bereits Kritik an dem ersten Entwurf laut, weil aktuelle Statistiken nicht berücksichtigt wurden.

So hat die Bertelsmann-Stiftung vor Kurzem eine steigende Kinderarmut beklagt. Unter Verweis auf neue Daten der Bundesagentur spricht die Stiftung davon, dass im Durchschnitt 14,7 Prozent der unter 18-Jährigen auf Hartz IV angewiesen seien, im Jahr 2011 waren es noch 14,3 Prozent. Für viele der zwei Millionen Kinder, die in Hartz-IV-Familien lebten, „ist Armut ein Dauerzustand“.