Berlin. Seit Monaten belastetder Obergrenzen-Streit das Verhältnis der Parteien

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat ein Einlenken im monatelangen Streit mit der CDU über eine Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr signalisiert. „Wir sind uns in den letzten Wochen in vielen Punkten näher gekommen“, sagte der bayerische Ministerpräsident dem „Spiegel“. „Wenn es in einem weiter Differenzen gibt, dann können wir das aushalten.“ Die CSU-Forderung nach einer Obergrenze ist der zentrale Punkt im Streit zwischen Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel über den Kurs in der Flüchtlingspolitik. Die CDU-Chefin lehnt eine solche Grenze strikt ab.

Bis heute ist unklar, ob die Vorsitzenden – wie traditionell üblich – den jeweiligen Parteitag ihrer Schwesterpartei besuchen. Laut „Spiegel“ sind Merkel und Seehofer übereingekommen, dass solche Auftritte derzeit nicht sinnvoll seien, da ein unfreundlicher Empfang drohe. Aber dafür werde es wohl Anfang 2017 ein Treffen der Spitzengremien in München geben. Dabei solle das Verbindende zwischen beiden Parteien und nicht die Flüchtlingspolitik im Zentrum stehen. Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Manfred Weber stellte sich in der Frage der Unions-Kanzlerkandidatur bereits hinter die CDU-Chefin. „Angela Merkel ist unsere Kandidatin. Daran kann es keinen Zweifel geben“, sagte er. „Und ich würde mir wünschen, dass diese Aussage rasch kommt.“

Dass es Bewegung im festgefahrenen Obergrenzen-Streit geben könnte, hatte eine Äußerung Seehofers vom vergangenen Wochenende signalisiert. Der bayerische Ministerpräsident hatte die Zahl in der „Bild am Sonntag“ ausdrücklich mit der Zuwanderung verknüpft und gesagt: „Die Obergrenze von 200.000 Zuwanderern pro Jahr ist – neben Humanität und Integration der Schutzbedürftigen – ein zentraler Punkt meiner Politik.“ Damit bewegte er sich nahe an Merkels Haltung.

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer bekräftigte dagegen: „Die Obergrenze bleibt ein unverzichtbarer Punkt für die CSU.“ Hinzu kommt: Deutschland verhinderte beim EU-Gipfel mit anderen Ländern zusammen ein klares Zeichen gegen die Verlängerung der innereuropäischen Grenzkontrollen. Für Merkel dürfte dieser Punkt auch wegen des Flüchtlingsstreits mit Seehofer wichtig gewesen sein. Gerade Bayern will die Grenzkontrollen vorerst aufrechterhalten.