Leipzig.

Mohammad Abu Bakr war zu Hause in Leipzig-Paunsdorf, als in der Nacht zu Montag der Hubschrauber und das Sondereinsatzkommando kamen. Die Polizisten suchten nach Dschaber al-Bakr, einem syrischen Flüchtling, der im Verdacht steht, einen Anschlag geplant zu haben. Sie fanden ihn im Nachbarhaus von Abu Bakr, in einer Plattenbausiedlung im Leipziger Osten. Es waren drei Syrer, die den zur Fahndung ausgeschriebenen Mann festgehalten und gefesselt hatten, bevor sie die Polizei riefen.

Die Ereignisse vom Wochenende sind Gesprächsthema unter den Syrern, die zurzeit in Leipzig leben. Einer, der wie sie als Flüchtling herkam und dann offenbar einen Anschlag plante, und drei andere in derselben Situation, die ihn fassten, – das beschäftigt die rund 1300 syrischen Flüchtlinge, die in Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen in der Stadt leben.

Die Syrer in Leipzig seien froh, dass es ihre Landsmänner waren, die al-Bakr gefunden haben, sagt Abu Bakr. „Heroes“, Helden seien sie, sagt der 28-Jährige, durch das, was sie getan haben. „Jeder sollte in so einer Situation auch so handeln.“ Er und seine Freunde hätten es genauso gemacht, sagt er, aber sie seien es ja nun nicht gewesen, die al-Bakr gefunden haben.

Der Fahndungsaufrufwurde ins Arabische übersetzt

Auf diese Unterstützung aus der syrischen Community hatten die Ermittler gebaut. Der Fahndungsaufruf nach al-Bakr, der in den sozialen Netzwerken verbreitet wurde, war auch ins Arabische übersetzt worden. Dieser Facebook-Aufruf war es offenbar, der die Syrer aus Leipzig darauf aufmerksam machte, wen sie beherbergen. Am Sonntag hatte al-Bakr am Leipziger Bahnhof einen Landsmann namens Mohammed A. angesprochen und gefragt, ob er bei ihm schlafen könne. Dieser Mohammed A. – nicht zu verwechseln mit Mohammad Abu Bakr – lud ihn zu sich nach Hause ein. Als er von der Fahndung erfuhr, fesselte A. mit zwei weiteren Männern den 22-Jährigen und informierte die Polizei.

Auch Maher Almatr Alzaaen, der ebenfalls in Leipzig wohnt, ist froh, dass es seine Landsleute waren, die al-Bakr festsetzten. Vielleicht, so hofft er, bedeutet das, dass es neben den negativen Reaktionen, die sie nach dem Wochenende erwarten, auch ein paar positive geben wird. „Es wäre gut, wenn sie ihre Geschichte erzählen würden“, sagt er deshalb über die drei Syrer, die al-Bakr der Polizei übergeben hatten.

Ob das aber eine kluge Idee sei, weiß er nicht. Er verstehe, wenn die drei nicht mit den Medien sprechen möchten, aus Angst vor möglichen Racheakten. „Vielleicht sind ihre Verwandten noch in Syrien. Wenn ihre Gesichter bekannt werden, kann ihnen und ihren Familien Schlimmes passieren“, so Alzaaen.

Am Abend wird bekannt, dass einer der Syrer – Mohammed A. – mit dem TV-Sender RTL gesprochen hat.