Berlin.

Fast jeder zweite Tornado-Kampfjet der Bundeswehr muss wegen lockerer Schrauben im Cockpit bis auf Weiteres am Boden bleiben. Betroffen sind 39 Maschinen der modernsten Version, darunter auch die sechs, die im türkischen Incirlik als Aufklärungsflugzeuge für den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ stationiert sind. Insgesamt hat die Bundeswehr 85 Tornados. Wie schnell das Problem gelöst werden kann, sei völlig unklar, sagte ein Sprecher der Luftwaffe am Freitag.

Das Problem bei der modernsten Tornado-Version ASST A3 war am Mittwoch entdeckt worden. Es handelt sich um lockere Schrauben an einem Bildschirm im Cockpit. Die Luftwaffe setzte den Flugbetrieb aus, „um jedwede Gefährdung für Personen und Material auszuschließen“. Die Panne beeinträchtigt auch die Luftangriffe der internationalen Koalition gegen den IS in Syrien und im Irak. Die Bundeswehr kann nun keine Aufklärungsbilder mehr für die Angriffe liefern. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Luftschläge gar nicht mehr stattfinden können. Die Bundeswehr ist jetzt nur noch mit einem Tankflugzeug an dem Einsatz beteiligt.

Der Tornado ist der ältere Typ der beiden Kampfflugzeuge der Bundeswehr. Zwischen 1981 und 1992 hatten Luftwaffe und Marine 357 Exemplare erhalten. Inzwischen ist der Bestand – auch wegen der Beschaffung der moderneren Eurofighter-Jets – deutlich verkleinert worden.

Bereits Anfang des Jahres hatte es Probleme bei dem Tornado-Einsatz in Incirlik gegeben: Nach einem Software-Update können Tornado-Piloten der Bundeswehr wegen zu starker Beleuchtung im Cockpit zeitweise nur tagsüber über Syrien fliegen. Der deutsche Beitrag im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ sei aber nicht beeinträchtigt, hob das Verteidigungsministerium damals hervor. Denn bis dahin waren die Deutschen Maschinen noch gar nicht zu Aufklärungsflügen bei Nacht aufgefordert worden.

Die Mängelliste bei der Bundeswehr ist auch in anderen Bereichen lang. Beispiele: Triebwerksprobleme zwangen die Bundeswehr im Februar 2015, den Betrieb des Militärhubschraubers NH90 vorübergehend zu stoppen. Politische, finanzielle und technische Probleme behinderten die Entwicklung des Transportflugzeugs und Transall-Nachfolgers A400M. Wegen Problemen am Triebwerk stürzte eine A400M im Mai 2015 bei einem Testflug in Spanien ab, vier der sechs Menschen an Bord kamen ums Leben. Mangelhafte Bohrungen oder Probleme mit den Schleudersitzen – der Kampfjet Eurofighter gehört zu den Rüstungsprojekten, die dem Verteidigungsministerium am meisten Sorgen bereitet haben. Die Produktion verzögerte sich um Jahre, die Kosten explodierten. Und die Aufklärungsdrohne Eurohawk hätte den früheren Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) fast das Amt gekostet. Wegen Problemen bei der Zulassung für den deutschen Luftraum und einer drohenden Kostenexplosion wurde die Entwicklung 2013 gestoppt.