Berlin. Rechtspartei legt in Umfragen deutlich zu, Einbußen für die Union: Aktuell gäbe es keine Mehrheit für Rot-Rot-Grün oder Schwarz-Grün

Nach dem Erfolg der AfD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin ist die Rechtspartei jetzt auch auf Bundesebene im Aufwind. In dem am Freitag veröffentlichten „ARD-Deutschlandtrend“ kommt die AfD auf bundesweit 16 Prozent - das ist ein Plus von zwei Punkten innerhalb einer Woche und das bisher beste Umfrageergebnis für die AfD. Auch das ZDF-Politbarometer hat einen Zuwachs von zwei Punkten ermittelt, hier schneidet die AfD allerdings mit jetzt 13 Prozent nicht ganz so gut ab.

Das Plus für die Rechtspartei bedeutet auch, dass die Koalitionsbildung im nächsten Bundestag nach jetzigem Stand deutlich erschwert wäre: Zwar hätte die große Koalition weiter eine Mehrheit, doch weder für Schwarz-Grün noch für Rot-Rot-Grün dürfte es reichen – eine Koalition mit der AfD haben die etablierten Parteien bereits ausgeschlossen. Allenfalls ein Bündnis von Union, Grünen und FDP hätte jenseits der großen Koalition eine Mehrheit, so das Politbarometer. Die Umfragen zeigen, dass vor allem die Union durch den AfD-Zuwachs Federn lassen muss, während die SPD auf niedrigem Niveau stagniert. In der aktuellen Sonntagsfrage liegt die Union im „ARD-Deutschlandtrend“ bei 32 Prozent, das ist ein Prozent weniger als in der Vorwoche, das ZDF-Politbarometer hat für die CDU/CSU 33 Prozent (minus zwei) ermittelt. Die SPD liegt in beiden Umfragen bei 22 Prozent, nur beim Deutschlandtrend ist das ein Minus von einem Prozent.

Die Grünen stehen bei zwölf Prozent (ARD) beziehungsweise 13 Prozent (ZDF), die Linke kommt beim Deutschlandtrend auf acht Prozent, beim Politbarometer auf zehn Prozent. Die FDP wird in der Infratest-Umfrage für die ARD auf sechs Prozent taxiert, die ZDF-Demoskopen von der Forschungsgruppe Wahlen sehen sie bei fünf Prozent. Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sagte im ARD-„Morgenmagazin“, die Umfragen seien derzeit für keine der im Bundestag vertretenen Parteien erfreulich. „Das hat etwas damit zu tun, dass wir im Land schwierige Probleme lösen müssen“, sagte er. „Wir sind aber sicher, die Umfragewerte werden besser werden, wenn die Menschen sehen können und fühlen können, dass wir diese Probleme im Griff haben.“

Doch fällt auf, dass die Bürger auch keine der aktuell realistisch erscheinenden Koalitionen mehrheitlich unterstützen: In einer Emnid-Umfrage für den Fernsehsender N24 wünschten sich 33 Prozent der Befragten eine Neuauflage der großen Koalition, 25 Prozent favorisierten Rot-Rot-Grün, 15 Prozent hätten am liebsten eine schwarz-grüne Regierung. Schwarz-Grün scheint andererseits am wenigsten zu polarisieren: 38 Prozent finden diese Koalition „eher gut“, 40 Prozent „eher schlecht“, so das ZDF-Politbarometer. Bei der großen Koalition ist das Übergewicht der Ablehnungen etwas größer, bei Rot-Rot-Grün erklärt sogar eine Mehrheit von 51 Prozent ihre Ablehnung.

Tritt Angela Merkel wieder als Kanzlerkandidatin an, fänden das laut Politbarometer 54 Prozent gut. Eine Kanzlerkandidatur von SPD-Chef Sigmar Gabriel würde von 41 Prozent begrüßt, unter den SPD-Anhängern fänden seine Bewerbung 57 Prozent gut. Wenn beide tatsächlich antreten, würden 56 Prozent Merkel als Kanzlerin bevorzugen, 30 Prozent Gabriel.