Berlin. In einem offenen Brief bezichtigt Jenna Behrends CDU-Kollegen des Sexismus. Unter anderem sei sie „große süße Maus“ genannt worden.

Die Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends hat Sexismus-Vorwürfe gegen ihre Partei erhoben. „Warum ich nicht mehr über den Sexismus in meiner Partei schweigen will“, schrieb Behrends am Freitag in einem Beitrag für das Online-Magazin „Edition F“. Immer wieder sei sie mit Gerüchten konfrontiert worden, sie schlafe sich nur hoch.

Auf einem Parteitag der Berliner CDU im Frühjahr habe ein Senator sie als „große süße Maus“ bezeichnet, schreibt Behrends. „Da standen mehrere Leute daneben, die das auch gehört haben“, sagte die Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Dieser Senator soll einen Parteifreund zudem gefragt haben: „Fickst du die?“

Von der Äußerung hatte Behrends nach eigenen Angaben von ihrem Parteikollegen, dem Berliner Abgeordneten Sven Rissmann, erfahren. Dieser äußerte sich im Berliner „Tagesspiegel“ dazu – er will von dem Satz nichts wissen: „Die Wortwahl (“Fickst Du die?“) kann ich nicht bestätigen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass diese Worte gefallen sind.“ Die dpa konnte Rissmann nicht für eine Stellungnahme erreichen.

Berliner CDU-Chef „ein bisschen enttäuscht“

Behrends, Jahrgang 1990, ist am vergangenen Sonntag für die CDU in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gewählt worden, die Volksvertretung auf Ebene der Berliner Bezirke. 2015 war sie in die Partei eingetreten. In ihrem Text kritisierte Behrends den fehlenden Zusammenhalt von Frauen innerhalb der Partei, sie soll als „nimmersatte Karrieristin“ bezeichnet worden sein. Gleichzeitig erklärte sie, dass Politik zu wichtig sei, „um sie hauptsächlich alten Männern zu überlassen“.

Der Berliner CDU-Chef Frank Henkel zeigte sich verwundert und „auch ein bisschen enttäuscht über Inhalt und Stil dieses offenen Briefes“. Die CDU Mitte, für die Behrends nun auch in der BVV sitzt, habe Quereinsteigern immer wieder eine Chance gegeben, erklärte Henkel in einer Mitteilung.

Kein Kommentar der Bundes-CDU

„Wenn sich Frau Behrends mit mir austauschen will, steht ihr meine Tür wie jedem anderen Mitglied meines Kreisverbandes für ein Gespräch offen.“ Die Bundes-CDU wollte die Vorwürfe auf Nachfrage nicht kommentieren.

Es gab allerdings auch Unterstützung für Behrends aus den Reihen der Union. Der Berliner CDU-Politiker Florian Noell schrieb auf Facebook: „Und wisst ihr was? Es ist in Wahrheit noch schlimmer.“ Für die Partei ergebe sich die Chance, sich einem ernsthaften Problem zu stellen. „Sonst wird das nichts mehr mit dem „jünger und weiblicher“, schrieb Noell. Auch andere zeigten sich solidarisch mit Behrends.

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Dass Behrends offenbar kein Einzelfall ist, zeigt ein Tweet der Politikerin Anne Helm, die früher Mitglied der Piratenpartei war und jetzt für die Linke aktiv ist. Sie schrieb mit Bezug auf Behrends’ Text: „Ich kenne vieles davon aus meiner früheren Partei.“ (dpa)

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