Kairo.

Seit Montagabend schweigen in Syrien die Waffen. Doch ein Frieden ist noch lange nicht in Sicht. Auf dem Schlachtfeld tummeln sich mehr als ein Dutzend regionale, nationale und internationale Akteure. Alle haben verschiedene Interessen. Für manche ist Syrien nur ein Stellvertreterkrieg.

Die Vereinigten Staaten:

Auch wenn US-Präsident Barack Obama zu Beginn des Arabischen Frühlings den syrischen Diktator Baschar al-Assad mehrfach zum Rücktritt aufgefordert hatte, in den letzten beiden Jahren rückte das Weiße Haus immer mehr von dieser Linie ab. Nun steht der Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und die Al-Nusra-Front im Vordergrund. Washington will keinen chaotischen Zusammenbruch des Regimes und ist daher bereit, für eine gewisse Übergangsphase Assad zu akzeptieren.

Russland:

Seit September 2015 greift Moskau mit Kampfflugzeugen und Elitetruppen in den Bürgerkrieg ein, um das schwankende Assad-Regime zu stabilisieren und sein Überleben zu sichern. Der Kreml will sich im Nachkriegssyrien eine möglichst gute Machtposition sichern, um seinen Einfluss im Nahen Osten noch fester zu verankern.

Europa:

Die EU betrachtet den Syrienkonflikt inzwischen vor allem aus der Perspektive der Flüchtlingszahlen und der Gefahr weiterer IS-Attentate. Je länger das Morden in Syrien anhält, desto geringer werden die Aussichten, dass sich die Region entlang des südlichen Mittelmeers stabilisiert und den vielen Millionen entwurzelter Bürger wieder eine Lebensperspektive bieten kann.

Die Türkei:

Die Türkei galt von Anfang an als der entschiedenste Gegner von Damaskus. Sie unterstützte alle Rebellengruppen, sofern sie gegen Assad kämpften. Seit den schweren IS-Anschlägen in Istanbul und den syrisch-kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen jedoch haben sich die strategischen Prioritäten Ankaras gewandelt. Die türkische Führung ist nun offenbar bereit, sich mit einem Überleben des Regimes abzufinden, wenn Damaskus ihm dafür freie Hand in der Kurdenfrage gibt.

Iran und Hisbollah:

Die Hisbollah ist mit 6000 bis 8000 Kämpfern vor Ort. Vom Iran befehligte schiitische Milizionäre aus dem Irak, dem Iran und Afghanistan steuern weitere 10.000 Bewaffnete bei, die an vielen Fronten die Hauptlast tragen. Der Iran betrachtet das syrische Regime seit mehr als vier Jahrzehnten als wichtigsten Verbündeten in der arabischen Welt.

Saudi-Arabien und Golfstaaten:

Die Golfstaaten sehen den Syrienkrieg als zentralen Schauplatz in ihrem Ringen mit dem Iran. Unter der Führung von Riad unterstützen die superreichen Scheichtümer die Aufständischen mit Geld und Waffen. Doch ihr Einfluss geht zurück. Saudi-Arabien führt einen blutigen Krieg im Jemen. Die kleinen Golfstaaten können den Aufständischen nicht mit eigenen Truppen helfen.

Das Assad-Regime:

Diktator Baschar al-Assad gab sich am ersten Tag der Waffenruhe siegessicher. Das Regime befindet sich durch den Waffenstillstand in einer relativ komfortablen Lage, denn Assads Zukunft spielt momentan zwischen beiden Großmächten keine Rolle.

Die Assad-Gegner:

Sämtliche Gegner des Regimes haben schätzungsweise 70.000 bis 100.000 Mann unter Waffen. Die Radikalen unter ihnen, IS und Al-Nusra-Front, werden weiterkämpfen. Vor allem der IS steht inzwischen von allen Seiten unter Druck. Die Al-Nusra-Front dagegen gilt unter den moderateren Rebellen als geschätzter Verbündeter.