Berlin/Schwerin. Die AfD stellt jetzt 18 Abgeordnete im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern

Leif-Erik Holm ist das nette Gesicht der AfD in Mecklenburg-Vorpommern. Der Spitzenkandidat und designierte Fraktionschef im Landtag ist eloquent, mit freundlicher Stimme hat der frühere Radiomoderator und studierte Volkswirt im Wahlkampf auch bürgerliche Wähler angelockt. Doch hinter dem 46-jährigen Frontmann der Rechtspartei tummeln sich in der neuen Fraktion auch ganz andere Geister: Gleich mehrere der 18 AfD-Abgeordneten agieren weit am rechten Rand – das Biedermann-Image der Partei täuscht.

Zu den rechten Hardlinern zählt etwa der Greifswalder Juraprofessor Ralph Weber. Der 55-Jährige zeigt sich schon mal in Kleidung der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar, bei ihm promovierte der Sänger einer rechtsextremen Band und er traf sich ohne Berührungsängste zum Gespräch mit dem damaligen NPD-Chef Udo Voigt. In einer ergänzenden Veranstaltung zu seiner Univorlesung ließ Weber in diesem Jahr einen Vertreter der rechtsextremen „Reichsbürger“ als Redner auftreten, er selbst hält das Grundgesetz für „fremdes Recht, das man uns übergestülpt hat“.

Auch der Rostocker Holger Arppe steht am rechten Rand: Der frühere AfD-Landeschef wurde in erster Instanz wegen Volksverhetzung verurteilt und schlug schon vor Jahren Quarantäneinseln für in der EU lebende Muslime vor. In sozialen Netzwerken lässt Arppe Sympathien für die vom Verfassungsschutz beobachtete, rechtsextreme „Identitäre Bewegung“ erkennen.

Der Greifswalder Abgeordnete Nikolaus Kramer hat ebenfalls schon Aktionen der „Identitären“ befürwortet. Im Internet dankte er der „1. Kreuzzugsarmee“ für die Rettung des Abendlandes vor den „moslemischen Feinden“. Kramer ist Polizist. Bürgerliche Berufe haben alle der 18 Abgeordneten, unter denen nur eine Frau ist: Vertreten ist ein Maschinenbaumeister oder ein Unternehmer ebenso wie ein Steuerfachangestellter, ein Historiker, Diplomingenieure und ein Rechtsanwalt.

Mehrere AfD-Leute gehörten früher der CDU an, einer war erst bei der Schill-Partei, dann bei der FDP. Die Rechtspartei schickt mit Thomas De Jesus Fernandes auch einen bekennenden Homosexuellen in den Landtag.

Zu den moderateren Kräften gehört der Greifswalder Amtsrichter Matthias Manthei, der wohl Parlamentarischer Geschäftsführer wird. Auch der designierte Fraktionschef Holm gilt als bürgerlich-gemäßigt – gleichwohl hat er im Wahlkampf scharfe Töne angeschlagen, eng ist er mit rechtsnationalen AfD-Leuten wie Björn Höcke, Alexander Gauland oder Beatrix von Storch verbunden.

Kein Wunder, zwei Jahre hat der Spitzenkandidat das Büro von Storchs im EU-Parlament geleitet. Holm wird die Rechtsausleger in seiner Fraktion wohl verteidigen. Die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Fraktion wie in Baden-Württemberg sieht er nicht: „Wir akzeptieren, dass es verschiedene Strömungen gibt“, sagt Holm.