Berlin. Unicef stellt alarmierenden Report zur globalen Flucht und Migration vor

Kriege, Gewalt, Klimaveränderungen, Naturkatastrophen, Armut und Hoffnungslosigkeit sind die treibenden Kräfte für Flucht und Migration. Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, stellt heute erstmals einen globalen Report zu der stark zunehmenden Zahl der Kinder, die wegen Flucht und Migration ihre Heimat verlassen in New York vor. Laut Report wachsen heute weltweit 50 Millionen Kinder in der Fremde – fern ihrer Heimat – auf.

Unicef fordert die Regierungen auf, die Rechte dieser Kinder stärker zu beachten: Gegen Menschenhandel vorzugehen, unter 18-Jährige nicht wegen ihres ungeklärten Aufenthaltsstatus in Haft zu nehmen, Rechtsbeistand zu geben und die Zusammenführung von Eltern und Kindern in ihren Zielländern zu vereinfachen. Zudem sollen Kinder, die in Transit- und Zielländern geboren werden, unverzüglich registriert werden, um Staatenlosigkeit zu verhindern.

Die Ergebnisse des Berichts „Entwurzelt“, der die Situation vor dem „Weltgipfel zu Flucht und Migration“ bei den Vereinten Nationen Ende September zusammenfasst, sind alarmierend: Rund 20 Millionen Kinder wandern wegen Armut, wirtschaftlicher Unsicherheit oder für eine bessere Ausbildung aus. 28 Millionen Mädchen und Jungen sind weltweit aufgrund von Kriegen und Gewalt auf der Flucht, 17 Millionen von ihnen wurden innerhalb ihres Landes vertrieben. Von den zehn Millionen Kindern, die außerhalb ihres Geburtslandes leben, kommt rund die Hälfte aus Syrien und Afghanistan.

Traumatisierte Jungen und Mädchen fliehen vor Gewalt

Vor den Risiken, denen Minderjährige auf der Flucht ausgesetzt sind, warnt Unicef-Deutschland-Geschäftsführer Christian Schneider: „Die Kinder sind oft traumatischen Situationen von Konflikt und Gewalt entkommen. Unterwegs sind sie allein oder mit ihren Familien von skrupellosen Schmugglern abhängig.“ Kinder und Jugendliche, die Unicef interviewt hat, berichteten von Hunger, Durst, Entführungen, Vergewaltigungen und sogar Morden. Viele Kinder ertrinken bei der Bootsüberfahrt. Ihnen begegnet häufig Fremdenfeindlichkeit, doch die Not in den Herkunftsländern ist oft so groß, dass sie diese Gefahren in Kauf nehmen. „Es ist eine internationale Aufgabe, Kinder hiervor besser zu schützen“, sagte Schneider dieser Redaktion.

Die zehn Länder, die die meisten Flüchtlingskinder aufgenommen haben, lagen 2015 alle in Asien oder Afrika. Angeführt von der Türkei, Pakistan, Libanon, Iran, Äthiopien, Jordanien und Iran. Das Land mit den meisten migrierten Kindern – 3,7 Millionen – sind die USA, gefolgt von Saudi-Arabien, Jordanien, Vereinigte Arabische Emirate, Libanon, Pakistan, Großbritannien, Mexiko, Türkei und Kanada.

Ende 2015 hatten die Staaten Europas 1,8 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Die meisten kamen nach Deutschland (700.000), Schweden, Russland und Frankreich (je 300.000).