Düsseldorf.

Wenn man eines nicht erwartet von diesem Prediger, dem sogar der Staatsanwalt „emotionale Rhetorik und hohe suggestive Wirkung“ bescheinigt, dann ist es: Schweigen. Genau so aber reagiert der Mann vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht, das seit Dienstag klären soll, ob Sven Lau, der Salafist, auch ein Terrorist ist. „Mein Mandant“, sagt Anwalt Mutlu Günal, „wird sich schweigend verteidigen.“

Es hat nichts mit der „Scharia-Polizei“ zu tun, die Sven Lau 2014 in Wuppertal auf die Straße schickte, dass er nun schon neun Monate in Untersuchungshaft sitzt. Der Generalbundesanwalt wirft dem 35-Jährigen aus Mönchengladbach die „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland“ vor. Nicht direkt des „Islamischen Staates“ (IS), aber der „Armee der Auswanderer und Helfer“, kurz „Jamwa“, die allerdings schon vor drei Jahren in der Terrororganisation aufgegangen ist.

Lau soll 2013 als „verlängerter Arm“ zwei Männer in den Kampfeinsatz nach Syrien vermittelt haben, er soll einem von ihnen 250 Euro und dessen Chefs drei Nachtsichtgeräte gebracht haben, geliefert an die Schwiegermutter.

Für den 5. Strafsenat wäre das mehr als „nur“ Unterstützung: In einem rechtlichen Hinweis erklärte die Kammer bereits, auch eine Verurteilung wegen Mitgliedschaft und Beteiligung sei möglich. Die Ankläger stützen sich auf Chatprotokolle, auf Fotos, die Sven Lau angeblich mit Panzer und Kalaschnikow in Syrien zeigen, und auf Zeugen. Der Angeklagte habe „Gelder für den bewaffneten Kampf beschafft“, heißt es, und „bedingungslosen Einsatz für den Dschihad gefordert“.

Mit erhobenem Daumen und freundlich lächelnd hat der Prediger seine Anhänger im Saal begrüßt: Breitschultrige junge Bärtige mit Pluderhosen. Auch Bernhard Falk ist da, einst Links-Terrorist, heute Salafist und selbst ernannter „Gefangenenhelfer“ in der Szene. Falk glaubt, Lau sei „einer, der ganz menschlich und emotional nach Syrien reist“. Humanitäre Hilfe und Widerstand gegen das Assad-Regime, das sei sein Ansporn.

Sven Laus Anwalt Mutlu Günal, einer von fünf Verteidigern, findet: „Sven Lau muss hier nicht seine Unschuld beweisen, sondern der Generalbundesanwalt seine Schuld.“ Das aber, ist Günal überzeugt, werde den Anklägern nicht gelingen. Einen „juristischen Blindflug“ unterstellt er ihnen. Die Fotos mit Waffe aus dem Kampfgebiet: „Jeder läuft da mit einer Kalaschnikow rum, wirklich jeder.“ Die beiden Kronzeugen, auf die sich die Anklage stützt: „Der eine ein notorischer Lügner. Der andere leider verrückt.“ Der Prozess soll 30 Verhandlungstage dauern.