Berlin/Schwerin. In Mecklenburg-Vorpommern macht die AfD der NPD das Leben schwer

Václav Klaus war Staatsoberhaupt von Tschechien, er war Ministerpräsident und Parlamentspräsident. Ein bekannter politischer Name also, der Zugkraft hat. Die AfD hat Klaus mehrfach zu ihren Veranstaltungen eingeladen. Gestern Abend sollte Klaus in Schwerin über „Politikversagen in der Migrationskrise“ sprechen.

In zwei Wochen wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt und die Partei ist dankbar für die prominente Hilfe. Ein ehemaliger Staatspräsident, der in einem Vier-Sterne-Hotel in der Landeshauptstadt auftritt, das steht für Seriosität und die ist wichtig für eine Partei, die mit Machtkämpfen und verbalen Ausfällen von sich reden macht. Seit Wochen schon steht die AfD im Nordosten in den Umfragen stabil bei 20 Prozent. Damit dürfte sie am 4. September sicher in das Schweriner Schloss einziehen. Das Landesparlament wäre das neunte, in dem die AfD vertreten wäre. Es ist das letzte, in dem derzeit noch Abgeordnete der NPD sitzen. Sollte die NPD tatsächlich auf nur noch drei Prozent der Stimmen kommen, dann verdrängen die Rechtspopulisten die Rechtsextremen.

„Allein durch ihr moderateres Auftreten erreicht die AfD auch Wähler, die für die NPD unerreichbar sind“, sagt Michael Kunert, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap. „Wenn die AfD nicht anträte, würde die NPD besser dastehen. Die NPD leidet unter der Konkurrenz.“ Natürlich gebe es Unterschiede zwischen den beiden Parteien, so Kunert. Aber er stellt auch Ähnlichkeiten fest: „Es gibt ähnliche Schwerpunkte bei AfD und NPD sowohl bei den Themen als auch bei ihren regionalen Hochburgen.“ Menschen, die fürchten, dass ihre eigenen Interessen zu kurz kommen, tendierten im östlichen Landesteil von Mecklenburg-Vorpommern zur AfD – das sei dort, wo die NPD bisher hohe Wähleranteile hatte.

Marcus Unbenannt, der Landesgeschäftsführer der SPD, kritisiert, dass der Spitzenmann der AfD im Nordosten zwar moderate Töne anschlage; der
ehemalige Radiomoderator Leif-Erik Holm habe sich aber nie von umstrittenen Äußerungen anderer AfD-Parteifreunde distanziert. Auch von der NPD distanziert sich Holm nur halbherzig. Es gebe zwischen den Wahlprogrammen beider Parteien „keine Verbindung“, sagte er jüngst der „Schweriner Volkszeitung“. Für ihn sei die NPD „gar kein Thema.“ Womöglich aber würde er im Landtag für Anträge der Rechtsextremen stimmen. „Kann ja sein, dass die mal einen sachorientierten Antrag einreichen.“