Rom .

Der libysche Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch hat davor gewarnt, dass Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf Flüchtlingsbooten nach Europa gelangen könnten. Die Terrormiliz IS sei „eine höchst gefährliche Organisation“, sagte al-Sarradsch der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“. Die Sorge, dass sich IS-Kämpfer unter Flüchtlinge mischen könnten, besteht seit Langem und hatte sich in einigen Fällen auch bestätigt. „Wir müssen dieses Problem gemeinsam angehen und uns bewusst sein, dass unter den Migranten Terroristen sein können.“ Die Terrormiliz „bedroht uns alle gleich.“

In Libyen wird davon ausgegangen, dass sich der IS auch im Schleusergeschäft betätigt. Die Militärführung der Operation zur Befreiung der IS-Hochburg Sirte sprach davon, dass der „Islamische Staat“ „ziemlich sicher“ Flüchtlinge als Finanzierungsquelle benutze. Auch innerhalb Libyens wird befürchtet, dass sich Extremisten unter Vertriebene mischen könnten. Die Stadt Misrata, die die meisten Flüchtlinge aus Sirte aufnimmt, plant deshalb aus Sicherheitsgründen Flüchtlingscamps außerhalb der Stadt.

Die italienische Polizei hat kürzlich bekannt gegeben, dass ein Anhänger des IS einen Schleuserring in Italien angeführt habe. Der 41-jährige Tunesier und sieben mutmaßliche Komplizen seien festgenommen worden. Die Bande benutzte demnach gefälschte Arbeitsverträge und Lohnabrechnungen, um so Arbeitsvisa für Migranten zu beschaffen. Dabei habe ein Textilunternehmen in der Nähe von Neapel geholfen. Unter den acht mutmaßlichen Mitgliedern des Schleuserringes war den Behörden zufolge kein Italiener.

Der mutmaßliche Extremist war den Ermittlern zufolge bereits wegen Drogenschmuggels festgenommen worden und radikalisierte sich immer weiter. So soll er gefeiert haben, als Islamisten im November eine Anschlagsserie in Paris begingen und dabei 130 Menschen töteten. Staatsanwalt Franco Roberti sagte, es bestehe die Gefahr, dass Personen mit engem Kontakt zu Dschihadisten auch den Menschenschmuggel kontrollierten.

Zuvor hatten die italienischen Behörden bekanntgegeben, dass der IS möglicherweise die Überfahrt von Zehntausenden Migranten über das Mittelmeer organisiert. Seit Anfang 2014 haben mehr als 420.000 Einwanderer diesen Weg gewählt. Die meisten von ihnen nutzen dabei die chaotischen Zustände in Libyen.