Duisburg/Hildesheim.

Mit Razzien und Festnahmen machen die Sicherheitsbehörden Druck auf mutmaßliche gewaltbereite Islamisten und Unterstützer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Im Zuge von Ermittlungen gegen drei vermeintliche Terrorhelfer hat der Generalbundesanwalt am Mittwoch mehrere Räume in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durchsuchen lassen. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt zudem gegen zwei 24 und 25 Jahre alte Asylbewerber: Der Jüngere könnte vage Anschlagspläne gehabt, der andere Gewalttaten im Ausland begangen haben, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) gestern.

Die Razzien im Ruhrgebiet richteten sich gegen drei Prediger. Sie sollen in privaten Gebets- und Unterrichtsräumen junge Männer für den bewaffneten Kampf in Syrien und im Irak rekrutiert haben. Einer habe auch mit Geld und Logistik geholfen. Mit der Aktion wollten die Beamten Beweismaterial sichern.

„Verhindern, dass Kinder Gehirnwäsche erhalten“

Von einer „Szene geistiger Brandstifter“ spricht NRW-Innenminister Jäger am Mittag. Mit den Razzien, so Jäger, wolle man „verhindern, dass salafistische Verführer Kinder und Jugendliche ihrer Gehirnwäsche unterziehen“.

Gemeint ist damit wohl vor allem der Inhaber eines türkischen Reisebüros in Duisburg. Der 50-Jährige soll neben seinem Geschäft einen islamischen Unterrichtsraum betreiben. Hier sollen sich zwei der Männer radikalisiert haben, die im April einen Anschlag auf ein Gebetshaus der Sikh-Religionsgemeinschaft in Essen verübt haben sollen.

Im Raum steht der Verdacht, der 50-Jährige habe Kontakte in die Salafisten­­szene und auch nach Syrien. In Ermittlerkreisen gilt er gar als Repräsentant des IS.

Als solcher, vielleicht sogar als Kopf der Szene, wird auch ein Mann mit dem Aliasnamen Abu Walaa aus Niedersachsen geführt. Gegen den „deutschsprachigen Islamkreis“ des Predigers in Hildesheim läuft ein Verbotsverfahren, auch dieser Mann ist seit drei Jahren im Visier des Verfassungsschutzes. Hildesheim gilt als „bundesweiter Hotspot der radikalen Salafistenszene“, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) anlässlich der Durchsuchung der dortigen Moschee. In dieser würden junge Männer zur Teilnahme am Dschihad motiviert, es werde zu „Hass gegenüber Ungläubigen“ aufgerufen.

Bislang weist nichts darauf hin, dass die Razzien am Mittwochmorgen und die zwei Festnahmen – eine am Freitag in Rheinland-Pfalz und die andere gestern in Dinslaken am Niederrhein – in Verbindung zueinander stehen. Aber eins wollen die Sicherheitsbehörden deutlich machen: Man ist wachsam und greift durch. Konkrete Anschlagspläne werfen die Ermittler dem in Dinslaken festgenommenen 25-Jährigen nicht vor. Möglicherweise habe er aber „Gewalttaten in Syrien“ begangen, erläuterte Innenminister Jäger. Das würde bedeuten, dass der 25-Jährige im Ausland gekämpft hat, wahrscheinlich aufseiten des „Islamischen Staates“.

Die Anschlagspläne des zuvor Festgenommenen, der in der selben Flüchtlingsunterkunft wohnte, seien, so Jäger, nur „vage“ gewesen. Meldungen aus Rheinland-Pfalz, wonach es Hinweise auf Terrorpläne gegen ein Spiel der Zweiten Fußball-Bundesliga gegeben habe, wies der Innenminister zurück. Es gebe nach derzeitigem Kenntnisstand keine Pläne „mit Reifegrad“ für einen Anschlag gegen den Fußball. Das habe er auch dem Liga-Präsidenten Reinhard Rauball telefonisch mitgeteilt.

Ein Spezialkommando der Polizei hatte den 24-Jährigen bereits am vergangenen Freitag in Mutterstadt festgenommen, wo seine Eltern zu einer früheren Zeit gelebt haben sollen. Er sitzt inzwischen in Duisburg in Untersuchungshaft. Wer der Tippgeber war, der die Ermittlungen ausgelöst hat, bleibt rätselhaft.