Istanbul .

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan geht nach dem gescheiterten Putsch weiter gegen seine Kritiker vor. Erdogan will nun offenbar auch den Geheimdienst und das Militär unter seine Kontrolle stellen. Zudem will die türkische Regierung jetzt auch in Deutschland Anhänger des Exil-Predigers Fethullah Gülen aufspüren. Ihn beschuldigt Erdogan als Drahtzieher des Putschversuchs.

Nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates habe Erdogan erklärt, er plane, Armee und Geheimdienst direkt an den Präsidenten zu binden, sagte ein türkischer Parlamentsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Zuvor war Erdogan mit dem Obersten Militärrat in Ankara zusammengekommen. Bei dem Treffen sollte es um Reformen in der Armee und um die Neubesetzung der Stellen gehen, die durch die Säuberungswellen nach dem gescheiterten Putschversuch vor knapp zwei Wochen unbesetzt sind.

Der türkische Armeechef Hulusi Akar bleibt indes weiter im Amt. Diese zuvor vom Obersten Militärrat getroffene Entscheidung habe Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gebilligt, erklärte sein Sprecher Ibrahim Kalin am Donnerstagabend in Ankara. Akar war vor zwei Wochen von den Putschisten gefangen genommen, später aber befreit worden.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sprach im Sender CNN Türk davon, einige türkische Richter und Staatsanwälte, die der Bewegung angehörten, hielten sich in Deutschland auf und müssten ausgeliefert werden.

Ankara hat besonders Baden-Württemberg aufgefordert, Einrichtungen der Gülen-Bewegung zu überprüfen. Die Landesregierung erhielt ein Schreiben des türkischen Generalkonsuls in Stuttgart. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dies habe ihn in höchstem Maße befremdet. „Hier sollen Leute auf irgendeinen Verdacht hin grundlos verfolgt und diskriminiert werden.“