Berlin.

Beate Kranz
Laura RÉthy

Die Türkei zählt bei den Deutschen zu den beliebtesten Urlaubsländern – gleich hinter Spanien und Griechenland. Tausende Urlauber haben bereits vor Wochen ihre Sommerferien in den Hotels an einem der Strände an der Riviera oder Ägäis gebucht. Nach dem versuchten Putsch in der Türkei fragen sich nun viele, ob sie ihre Reise noch antreten sollen. Wie sicher ist ein Urlaub in dem Land?


Sicherheit:
Auswärtiges Amt rät zur Vorsicht

Wegen des Putschversuchs in der Türkei rät das Auswärtige Amt allen Deutschen in der Hauptstadt Ankara und in Istanbul zu „äußerster Vorsicht“. Dies gelte insbesondere auf öffentlichen Plätzen und für Menschenansammlungen. „Bei unklarer Lage wird geraten, Wohnungen und Hotels im Zweifel nicht zu verlassen“, sagte eine Sprecherin dieser Zeitung. Das Auswärtige Amt hat auch nach dem Putschversuch keine Reisewarnung herausgegeben. Es rät also nicht generell von Reisen in die Türkei ab, warnt jedoch vor möglichen gewaltsamen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen.


Stornierungen:
Nur vorübergehend kostenlos

Tui Deutschland und Alltours bieten allen Urlaubern noch für Anreisen bis zum heutigen Montag (18. Juli) an, diese kostenlos zu stornieren oder umzubuchen. Dafür sollen sich die Reisenden an ihre Buchungsstelle wenden. Auch Gäste vor Ort können ihren Urlaub abbrechen. Das geht über die jeweilige Reiseleitung. „Von den mehreren Tausend Urlaubern, die derzeit an den Küsten Urlaub machen, wollen derzeit jedoch nur etwa 15 zurückreisen“, sagte die Tui-Sprecherin Anja Braun dieser Zeitung. Auch die Sprecherin von DER Touristik, Angela de Sando, berichtet, dass „es nur vereinzelt Wünsche gibt, vorzeitig abzureisen“. Bei der Thomas-Cook-Gruppe (Neckermann, Öger, Thomas Cook, Condor) konnten die Reisen nur bis gestern kostenlos storniert werden. Für Reisen nach Istanbul gelten die kostenlosen Stornierungen noch bis Ende des Monats. Laut Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV) reagieren so ähnlich auch die meisten anderen Veranstalter. Wer Türkeireisen, die in den nächsten Wochen beginnen, absagen oder umbuchen möchte, muss mit Stornierungsgebühren rechnen. Diese sind umso höher, je kurzfristiger eine Reise abgesagt wird, und können bis zu 100 Prozent des Reisepreises betragen.

Generell gilt: Eine Pauschalreise kann kostenlos storniert werden, wenn das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für das jeweilige Land ausgibt – das ist derzeit bei der Türkei nicht der Fall. Eine Warnung bedeutet, dass höhere Gewalt im Spiel ist. Darunter fallen Naturkatastrophen wie Flutwellen oder Vulkanausbrüche, aber eben auch politische Unruhen, Kriege und Anschläge.


Airlines: Ferienflieger
steuern Urlaubsziele wieder an

Während am Sonnabend in Hamburg neun Flüge in die Türkei – vor allem nach Istanbul – annulliert wurden, verlief der Flugbetrieb am Sonntag wieder normal. Sowohl die Lufthansa und Turkish Airlines als auch Ferienflieger wie Air Berlin, Eurowings, Condor oder Sun Express, fliegen wieder ihre Ziele an. „Wir kehren weitgehend zum normalen Flugbetrieb zurück“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Air Berlin bietet seinen Fluggästen nach Istanbul an, die Reisen, die bis zum 20. Juli stattfinden, kostenlos umzubuchen.


Kreuzfahrten: Schiffe meiden
bereits seit Wochen Istanbul

Viele Reedereien müssen auf die Situation nicht reagieren. Sie haben bereits nach den vorangegangenen Anschlägen fast alle Anläufe in der Türkei – insbesondere in Istanbul – abgesagt. Das gilt für den deutschen Aida Cruises, MSC oder Norwegian Cruise Line. Tui Cruises läuft erst im Oktober Istanbul an.


Urlaubsorte: Veranstalter
berichten von ruhiger Lage

Urlauber und Tourismusexperten in der Türkei berichten, dass die Lage in den Urlaubsorten am Meer ruhig ist. „Alle Reisenden sind wohlauf. Alles läuft geordnet“, sagte die DER-Sprecherin de Sando. Der Präsident des türkischen Reisebüroverbands, Basaran Ulusoy, berichtete: „Alle Hotels sind während und waren nach dem Putschversuch offen.“ An den Badeorten herrsche Normalbetrieb. „Wir haben von dem versuchten Putsch erst über die Medien am nächsten Tag erfahren“, berichtet der Berliner Hüsnü Sabab (25), der mit seiner Freundin in Antalya Urlaub macht. Auch der Bürgermeister aus dem nordrhein-westfälischen Schwerte, Heinrich Böckelühr (54), der mit seiner Familie unterwegs ist, berichtet dieser Redaktion: „Die Lage hier ist weiter entspannt und ruhig. Man muss hier keine Angst haben.“