Athen/Incirlik.

Als am Freitagabend Teile des türkischen Militärs gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und die islamisch-konservative Regierung zu putschen versuchten, fielen auch in der Umgebung des Luftwaffenstützpunktes Incirlik in der Südosttürkei Schüsse – bisher ist unklar, wer sie abgab.

Der Nato-Stützpunkt Incirlik ist die wichtigste Basis für Luftangriffe auf die IS-Terrormiliz in Syrien und dem Irak. Neben rund 1000 Soldaten der US Air Force sind hier auch 240 Bundeswehrsoldaten stationiert, die sich mit sechs Tornado-Aufklärern und einem Airbus-Tanker an den Operationen gegen den IS beteiligen. In der Nacht zum Sonnabend wurde die Stromversorgung der Basis unterbrochen. Der Flugverkehr musste eingestellt werden, nachdem die türkische Regierung den gesamten Luftraum für militärische Flüge gesperrt hatte. Die US-Truppen und die Bundeswehr riefen erhöhte Sicherheitsstufen aus – „eine routinemäßige, vorsorgliche Erhöhung der Bereitschaftsstufe zum Schutz der Soldaten“, wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte. Die USA lösten sogar die höchste Sicherheitsstufe „Delta“ aus. Durchaus brisant: Auf dem Stützpunkt, der Anfang der 50er-Jahre gebaut wurde, Eigentum der türkischen Luftwaffe ist, aber vorwiegend von den USA genutzt wird, lagert eine unbekannte Zahl von US-Atomsprengköpfen.

Auch in Incirlik wurde ein General festgenommen

Laut Medienberichten wurde bei den Razzien in Incirlik auch der Kommandeur der Luftwaffenbasis, General Bekir Ercan, und mehrere Soldaten festgenommen. Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass es einen Versuch gab, auch in Incirlik zu putschen, wurden aber bisher nicht bekannt.

An diesem Montag solle der Flugverkehr wieder aufgenommen werden. „Ich bin erleichtert, dass es allen unseren Soldatinnen und Soldaten gut geht“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) der „Rheinischen Post“. „Wir planen, dass am Montag der normale Flugbetrieb mit den Aufklärungstornados und dem Tank-Airbus wieder aufgenommen werden kann.“ Sie betonte: „In Incirlik ist am Wochenende schnell wieder Ruhe eingekehrt. Außer einem Stromausfall und Flugbewegungen auf der türkischen Seite der Luftwaffenbasis hatten die Unruhen der Nacht keine Auswirkungen.“