Nizza/Berlin.

Der Mann, der den französischen Nationalfeiertag zu einem Tag der Trauer machte, hieß Mohamed Lahouaiej Bouhlel. Er war 31 Jahre alt, wohnte in einem sozial schwachen Vorort von Nizza. Er wurde laut französischer Staatsanwaltschaft am 3. Januar 1985 in Tunesien geboren. Die Polizei fand im Lkw den Führerschein und eine Bankkarte des Attentäters, nahm Fingerabdrücke, wodurch er identifiziert wurde. Die Wohnung des Täters wurde von der Polizei durchsucht. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass er Kontakt zur Islamisten-Szene hatte. Ein Bekennerschreiben gibt es nicht.

Wie der Terrorist die Tat vorbereitete, ist noch unklar. Bisher gebe es keine Hinweise auf Komplizen, sagte Frankreichs Präsident François Hollande. Womöglich war er ein Einzeltäter, ein einsamer Wolf. Das würde ihn zum Beispiel von den islamistischen Attentäter von Paris oder Brüssel unterscheiden – dort verübten kleine, bewegliche Terrorzellen die Anschläge. Christian Estrosi, Regionalpräsident und ehemaliger Bürgermeister von Nizza, geht allerdings davon aus, dass der Täter Komplizen gehabt haben muss. Laut Innenminister Bernard Cazeneuve untersucht die Polizei, ob der Mann ein Einzeltäter war oder nicht. Der Attentäter war bewaffnet: Er feuerte mit einer Pistole auf Polizisten, bevor er von Schützen einer Spezialeinheit erschossen wurde. Im Lkw wurden zudem eine funktionsunfähige Granate und Maschinengewehr-Attrappen gefunden.

Gerätselt wird über das Motiv des Täters. Hollande sagte, der Anschlag habe einen islamistischen Charakter. Den französischen Geheimdiensten war der Attentäter nicht bekannt. Die Polizei kannte ihn – als Kriminellen. Er fiel mehrfach wegen häuslicher Gewalt und Diebstahls auf. Zuletzt hat er für eine Schlägerei eine Bewährungsstrafe bekommen. Zeugen des Attentats berichten allerdings, der Terrorist habe während der Todesfahrt „Allahu Akbar“ („Allah ist groß“) aus dem Lkw gerufen. Sicherheitsexperten halten es für möglich, dass der Terrorist einen islamistischen Hintergrund hatte – weil die Vorgehensweise, also die Fahrt mit einem Lkw in eine Menschenmenge, vom „Islamischen Staat“ (IS) und anderen Terrororganisationen propagiert wird, um „Ungläubige“ zu töten. Der Attentäter hat den 19-Tonnen-Lkw vor ein paar Tagen im Südosten Frankreichs gemietet. Ein Bekenntnis des IS gibt es bisher nicht. Der Jubel in den Chatforen der Islamisten war allerdings groß.

Erste mögliche Hinweise auf die Motivation des Täters geben auch seine Nachbarn. Sie berichten den Medien, dass der Mann nicht besonders religiös war. Er habe sich für „Salsa und hübsche Mädchen“ interessiert. Ein Mann sagt, der spätere Attentäter habe oft seinen Töchtern hinterhergeschaut. Andere Nachbarn geben zu Protokoll, der Mann sei ein Einzelgänger gewesen, depressiv, habe unter Minderwertigkeitskomplexen gelitten. Der Familienvater soll sich vor kurzem von seiner Frau getrennt haben. Sie befindet sich in Polizeiarrest.