Berlin.

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass Außenminister Steinmeier einen Terroranschlag zu beklagen hat. Das Attentat in Nizza indes geht ihm besonders nahe.

Ein neuer Anschlag in Frankreich – welche Botschaft haben Sie für unsere Nachbarn?

Frank-Walter Steinmeier: Es ist furchtbar, dass gerade an dem französischen Nationalfeiertag, bei dem Menschen friedlich miteinander gefeiert haben, der Terror in Frankreich erneut in all seiner Brutalität und Grausamkeit zugeschlagen hat. So wurde aus einem Tag der Freude ein Tag der Trauer. Unsere klare Botschaft ist: Wir lassen uns nicht einschüchtern und stehen weiter eng und entschlossen gegen Terror, gegen Hass und gegen Gewalt zusammen. Wir stehen vereint an der Seite unserer französischen Freunde und sind mit unseren Gedanken und Gebeten bei den Opfern und ihren Angehörigen.

Werden wir die Geißel des Terrorismus jemals los?

Paris, Istanbul, Tunis, Brüssel, Bamako, Bagdad und jetzt Nizza – in all diesen Städten haben Terroristen eine blutige Schneise gerissen. Aber wir dürfen uns von diesen grausamen Anschlägen nicht ohnmächtig machen lassen – sonst ginge der hasserfüllte Plan der Terroristen doch auf. Die Oberhand über die Terrorbanden behalten wir nur, indem wir uns nicht in einen Belagerungszustand treiben lassen und mit kühlem Kopf und Verstand auch gegen die Wurzeln des Terrorismus angehen. Das heißt, Präventionsarbeit leisten, um zu verhindern, dass junge Menschen der Gesellschaft den Rücken kehren und sich Terrorbanden anschließen. Hier sind die muslimischen Gemeinden wichtige Ansprechpartner. Außenpolitisch bedeutet es, weiter entschlossen gegen Terrorgruppen wie den IS in Syrien und Irak vorzugehen. Mit unserer Stabilisierungsarbeit leisten wir darüber hinaus einen wichtigen Beitrag, damit die Menschen in den von IS befreiten Regionen wieder eine Perspektive für sich und ihre Familien haben.

Sie setzen auf das Prinzip Hoffnung.

Unsere Sicherheitsbehörden arbeiten sehr professionell und haben immer wieder Anschlagsplanungen durchkreuzt. Wir haben sicherlich auch Glück gehabt, dass Deutschland von derartigen Anschlägen bisher verschont geblieben ist. Um international vernetzte Terrorgruppen aber entschieden begegnen zu können, müssen unsere Sicherheitsbehörden in Europa noch enger zusammenarbeiten. Und klar ist auch: Die Mehrzahl der Attentäter kommt aus Europa selbst – das war wohl auch in Nizza der Fall. Auf lange Sicht wird es uns deshalb nur durch ein friedliches Miteinander der verschiedenen gesellschaftlichen und religiösen Gruppen gelingen, die Saat von Hass und Gewalt zu ersticken.