Washington/Dallas.

In einer hoch emotionalen Rede zum Gedenken an die Opfer des Mordanschlags auf fünf Polizisten in Dallas hat US-Präsident Barack Obama gestern die Nation aufgefordert, der „Verzweiflung“ zu widerstehen, „Durchhaltewillen“ aus dem Leiden zu schöpfen und eine neue „Einheit der Mitmenschlichkeit“ einzugehen. Es sei ein Vermächtnis der Opfer, so Obama vor rund 2000 Trauergästen, dass wir einander ein „Herz aus Fleisch und Blut“ zeigen und kein „Herz aus Stein“. Immer wieder kreisten seine Worte um drei Begriffe: Versöhnung, Heilung, Mäßigung.

Weder seien die tödlichen Schüsse auf die Afro-Amerikaner Alton Sterling und Philando Castile, auf die sich der Armee-Veteran und Polizistenmörder Micah Johnson ausdrücklich bezog, ein Beleg dafür, dass die Polizei in Amerika absichtlich aus rassistischen Motiven handele – „die überwältigende Mehrheit macht einen unglaublich guten Job“. Noch sei der Täter von Dallas repräsentativ für die schwarze Bevölkerung.

Obamas Trauerrede war vorher als Drahtseilakt beschrieben worden. Im Land ist die Stimmung explosiv, seit Tagen kommt es bei Demonstrationen zu Ausschreitungen. Obamas Ansprache kam der Erwartungshaltung mit „Bravour“ nach, wie US-Kommentatoren im Fernsehen sagten. „Versöhnen, nicht spalten. Die bestürzte und zerstrittene Nation zusammenführen, das kann Obama wie kein anderer.“