Kairo.

Saudi-Arabien steht unter Schock. Noch nie erlebte das Königreich eine solche Serie zeitlich getakteter Terrortaten, die einem „eine Gänsehaut über den Rücken jagen“, wie der Vorsitzende des Schura-Parlaments formulierte. Das Abendgebet zum Ramadan-Fastenbrechen in Medina hatte gerade begonnen, als sich der Selbstmordattentäter nahe der großen Moschee in die Luft sprengte und vier Polizisten mit in den Tod riss. Der Terrorist hatte offenbar geplant, sich unter die Betenden zu mischen, war den Sicherheitskräften jedoch aufgefallen. Dann zündete der Mann seine tödliche Ladung. Zuvor hatten sich Attentäter in der Stadt Dschidda nahe dem US-Konsulat sowie in Qatif neben der schiitischen Al-Omran-Moschee in die Luft gesprengt.

Auch wenn sich niemand bisher zu den Taten bekannte, sie tragen die Handschrift des „Islamischen Staates“. Offenbar konnte die Terrormiliz auch auf der Arabischen Halbinsel ein Netz von Schläferzellen etablieren. Nach Angaben Riads sitzen mehr als 5000 Terrorverdächtige hinter Gittern, darunter 800 IS-Dschihadisten. 3000 Saudis haben sich in Syrien und dem Irak dem „Islamischen Kalifat“ angeschlossen.

Das islamische Establishment reagierte empört. Dies kann jedoch nicht verdecken, dass das Königreich, vor allem seine Predigerkaste, gegenüber dem „Islamischen Staat“ nach wie vor eine ambivalente Haltung einnimmt. Während die Sicherheitskräfte entschieden gegen IS-Verdächtige vorgehen, genießen deren religiös-ideologischen Überzeugungen Sympathie unter den Gelehrten, die eine besonders strenge Auslegung vertreten. Studien schätzen, dass fünf Prozent der erwachsenen Saudis mit der Terrormiliz sympathisieren – das wären rund 500.000 Bürger.