Berlin/Istanbul.

Normalerweise kündigt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ihre Truppenbesuche im Ausland nicht öffentlich an. Ihre Reise zum türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik am Freitag ist eine Ausnahme. Schon Tage vorher hat sie ihre Reisepläne bekanntgemacht, mit den Worten: „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Leitung des Verteidigungsministeriums deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz besucht.“ So etwas muss man eigentlich nicht sagen. In diesem Fall schon. Denn die türkische Regierung ließ von der Leyens Parlamentarischer Staatssekretär Ralf Brauksiepe nicht nach Incirlik. Auch Abgeordnete erhielten Besuchsverbot auf dem Luftwaffenstützpunkt.

Im Bundestag wird das als Reaktion auf die Armenier-Resolution des Parlaments aufgefasst, gegen die die Türkei heftig protestiert hat. Darin wurden die Gräueltaten des Osmanischen Reiches an den Armeniern vor mehr als 100 Jahren Völkermord genannt.

Der Bundestag hat in militärischen Fragen so viele Mitspracherechte wie kaum ein anderes Parlament der Welt. Er entscheidet, ob deutsche Soldaten in Kriegseinsätze wie den gegen die islamistische Terrormiliz IS geschickt werden. Deswegen gelten Truppenbesuche von Abgeordneten als selbstverständlich und notwendig. Auch von der Leyen ist Bundestagsabgeordnete. Auch sie hat die Armenier-Resolution unterstützt. Die Bundestagsabgeordneten aus dem Verteidigungsausschuss begrüßen den Besuch. Sie machen aber auch klar, dass der nächste Schritt der entscheidende ist. Wird es in Incirlik freien Zugang für alle Abgeordnete geben?

Danach sieht es zunächst nicht aus: Einen Durchbruch brachte von der Leyens Reise nicht. In Incirlik redete sie mit einigen der 240 dort stationierten deutschen Soldaten. Im Anschluss flog sie in die türkische Hauptstadt Ankara, um mit ihrem Amtskollegen Fikri Isik zu sprechen. Mit ihm sei vereinbart, „auch über schwierige Themen im Gespräch zu bleiben“, sagte von der Leyen diplomatisch. Die nächste Gelegenheit dazu: Der Nato-Gipfel in Warschau in der kommenden Woche.