Madrid.

Es sah nach einem Linksruck in Spanien aus, doch mit der fortschreitenden Auszählung der Stimmen zeichnete sich das Gegenteil ab – die konservative Volkspartei PP von Ministerpräsident Mariano Rajoy geht leicht gestärkt aus der erneuten Parlamentswahl am Sonntag hervor.

Nach der Auszählung von 95 Prozent der Stimmen durfte Rajoys PP auf 137 der insgesamt 350 Sitze im spanischen Parlament hoffen. Bei der Wahl im Dezember 2015 kam die Partei auf 123 Sitze. Da es weder Rajoy noch den Oppositionsparteien gelang ein Regierungsbündnis zu bilden, war der zweite Urnengang nötig geworden.

Die Sozialisten dürften mit 85 Sitzen (2015: 90) erneut zweitstärkste Kraft in Spanien werden. Auf 71 Mandate kommt die neue linksalternative Protestallianz Podemos (2015: 69). Die liberalen Ciudadanos (Bürger) erhalten 32 Sitze, acht weniger als bisher. Die absolute Mehrheit liegt bei 176 Abgeordneten. Auch Regionalparteien aus dem Baskenland und Katalonien ziehen wohl wieder ins Parlament ein.

Hochrechnungen hatten kurz nach der Schließung der Wahllokale am Sonntagabend noch einen Linksrutsch in Spanien vorausgesagt. Die junge linksalternative Protestallianz Unidos Podemos („Gemeinsam können wir es schaffen“) wurde zwischenzeitlich mit einem deutlichen Stimmengewinn als zweitstärkste Kraft hinter den Konservativen gesehen. Später zeigten sich Parteimitglieder enttäuscht über das Abschneiden.

Die Wahlbeteiligung war mit 69,7 Prozent niedriger als im Dezember. Damals hatten 73,2 Prozent der Bürger ihre Stimme abgegeben. Für die Konservativen um Ministerpräsident Rajoy ist das Ergebnis ein bitterer Sieg – sie haben es erneut nicht geschafft, eine ausreichende Mehrheit zu bekommen, um alleine eine Regierung zu bilden. Ohne klare Mehrheiten ist fraglich, wie das kriselnde südeuropäische Euro-Land aus dem politischen Patt geführt werden kann.