Frankfurt/Berlin.

Der Tag nach dem Volksentscheid in Großbritannien war ein Fiasko: Die Börsenkurse stürzten ab. In London, aber auch in Frankfurt und an anderen Handelsplätzen weltweit verkauften Anleger massenhaft Aktien. Sie investierten stattdessen in Gold und in Staatsanleihen, vor allem in deutsche. Es wurde auch von Privatleuten so viel gehandelt, dass das Computersystem der Consorsbank zeitweise zusammenbrach.

Direkt nach der Öffnung der Börse in Frankfurt rauschte der Deutsche Aktienindex Dax am Freitag zu Beginn um 1000 Punkte nach unten – ein Minus von gut zehn Prozent. Das war so viel wie bei Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008. Die Folge: Weil die Aktien plötzlich zu einem viel geringeren Preis gehandelt wurden, lösten sich auf dem Papier rund 95 Milliarden Euro quasi in Luft auf – so groß war der Wertverlust. Diese Summe errechnete der Aktienstratege Christian Kahler von der DZ Bank. Weltweit sei auf diese Weise ein Börsenwert von fünf Billionen Dollar vernichtet worden. Dies entspreche dem Doppelten der gesamten Wirtschaftsleistung Großbritanniens und 17 Prozent der Wirtschaftsleistung der G7-Staaten 2015. Der Experte schrieb aber auch, dass die Reaktion der Kapitalmärkte auf das Votum der Briten deutlich übertrieben sei.

Der Goldpreis dagegen schoss nach oben: Eine Feinunze (31 Gramm) des Edelmetalls kostete knapp 1360 Dollar – das war der höchste Stand seit zwei Jahren. Weil viele Anleger ihr Geld in Staatsanleihen investierten, fiel die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen auf ein Rekordtief von minus 0,17 Prozent. Das heißt: Anleger bezahlen so viel wie nie dafür, dass sie dem Staat Geld leihen. Auch die Staatsanleihen der Schweiz, Frankreichs und der Niederlande wurden massenhaft gekauft.

Das britische Pfund verlor gegenüber anderen Währungen deutlich an Wert: Am Donnerstag konnten die Briten einen Euro noch für 0,76 britische Pfund kaufen, am Freitag mussten sie schon 0,81 Pfund bezahlen – rund vier Prozent mehr. Gegenüber dem Dollar verlor das Pfund noch mehr Wert. Anleger investierten in den japanischen Yen und in den Schweizer Franken. Die Schweizer Nationalbank musste am Markt eingreifen, damit der Kurs des Franken nicht zu sehr stieg. Weltweit beruhigten die Notenbanken die Finanzmärkte mit zusätzlichem Geld.