Zagreb.

Tomislav Karamarko, bisher mächtigster Politiker beim jüngsten EU-Mitglied Kroatien, hat wegen Erfolglosigkeit das Handtuch geworfen. „Ich trete als Vorsitzender der HDZ(-Partei) zurück“, sagte der Spitzenpolitiker am Dienstag in Zagreb. Es sei ihm nicht gelungen, eine Mehrheit für seine christlich-konservative Partei zur Regierungsbildung zu erreichen, begründete er seinen Schritt. Zuvor war Karamarko bereits als stellvertretender Regierungschef abgetreten.

Die HDZ hatte als größte Regierungspartei in der letzten Woche den parteilosen Ministerpräsidenten Tihomir Oreskovic gestürzt und damit das Kabinett nach nicht einmal fünf Monaten Amtszeit zu Fall gebracht. Allerdings war es ihr dann nicht gelungen, eine neue Regierung zu bilden. Daher hatten die Abgeordneten am Vortag mit großer Mehrheit dessen Auflösung beschlossen und Neuwahlen angesetzt. Sie sollen im September stattfinden. Die wochenlange Regierungskrise war durch Korruptionsvorwürfe gegen Karamarko ausgelöst worden. Er soll Verbindungen zu einem Lobbyisten des staatlichen ungarischen Ölunternehmens MOL haben, das im Streit mit der kroatischen Regierung liegt. Die nationalistisch geprägte HDZ-Regierung polarisierte von Anfang an. So wird sie für ein Klima der Intoleranz verantwortlich gemacht. Kroatien trat 2013 der Europäischen Union bei. Durch den politischen Stillstand ist das Land derzeit handlungsunfähig.