Washington.

14 Millionen Stimmen aus den Vorwahlen. Seit Wochen umstrittene, aber unangefochtene Nummer eins bei den Republikanern. Normalerweise müsste Präsidentschaftskandidat Donald Trump vier Wochen vor dem Krönungsparteitag in Cleveland auf einer Welle des Erfolgs schwimmen. Stattdessen steckt der radikale Populist und Bauunternehmer tief in Schwierigkeiten. Dass ein 19-jähriger Brite nach Behördenangaben gerade versucht hat, bei einer Wahlveranstaltung Trump zu erschießen, ist dabei noch das geringste Problem. Eine Übersicht über Trumps Großbaustellen:

Rückhalt
Auf dem Papier hat Trump die nötigen 1237 Delegiertenstimmen, die ihm in Cleveland die Nominierung bringen sollen, schon seit Mai sicher. Die Unzufriedenheit über seine rassistische Kritik an einem Richter mit mexikanischen Wurzeln, der gegen ihn ermittelt, und sein selbstverliebtes Gebaren nach dem Massaker in Orlando haben eine innerparteiliche Revolte neu belebt. 1000 Aktivisten erörterten jüngst Mittel und Wege, um die Delegierten in Cleveland von den Ergebnissen der Vorwahlen zu entbinden. Zuletzt stellte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, seinen Parteifreunden einen Persilschein aus, in dem er die Abstimmung über Trump in Cleveland indirekt zur Gewissensentscheidung erhob. Obendrein erklärten der Bush-Clan und andere republikanische Prominente, Trump nicht zu unterstützen. Und republikanische Senatoren, die um ihre Wiederwahl fürchten, halten sich von Trump fern. „Er ist zu toxisch“, sagen sie.

Finanzen
Trump ist klammer als angenommen. Laut Wahlkampfbehörde hatte der Milliardär, der damit prahlt, den Wahlkampf locker aus der eigenen Tasche bezahlen zu können, Anfang Juni keine zwei Millionen Dollar für Wahlwerbung zur Verfügung. Hillary Clinton kann dagegen mit über 40 Millionen Dollar planen. Um den Engpass zu überwinden, haben Trump-Vertraute via Massen-E-Mail um Überweisung von jeweils 100.000 Dollar gebeten. Während Clintons Organisation 700 Mitarbeiter ausweist, hat Trump kaum mehr als 70 Leute unter Vertrag; landesweit. Vor allem in den Wechselwählerbundesstaaten (Virginia, Florida etc.) wirkt sich die enge Personaldecke nachteilig aus. Die Ebbe in Trumps Kasse geht auf superreiche Spender zurück, die ihre Geldbörse weiter geschlossen halten. Sie wollen nicht auf ein „totes Pferd“ setzen.

Umfragen
Donald Trump hat nahezu alle relevanten Zahlen gegen sich. Im landesweiten Schnitt rangiert Hillary Clinton mit sechs Prozent Vorsprung vor ihm. Trumps persönliche Werte (Beliebtheit, Wählbarkeit) sind dramatisch schlechter als die seiner republikanischen Vorgänger George W. Bush (2004), John McCain (2008) und Mitt Romney (2012) zur gleichen Zeit. 70 Prozent der Amerikaner, ein historischer Negativwert, haben keine gute Meinung von Trump, bei Republikanern sind es 56 Prozent. Vor allem die gebildete weibliche Wählerschaft lehnt Trump ab. Weiße Männer mit schlechten Bildungsbiografien sind dagegen seine größten Fans. Trump hat die Gefahr erkannt. Der Rauswurf des grobschlächtigen Wahlkampfmanagers Corey Lewandowski wird in der Partei als Signal für eine Kursänderung verstanden. Aber nicht als Zeichen der Mäßigung. „Trumps Wahlkampf die schrillen, unversöhnlichen Spitzen zu nehmen“, sagen Beobachter in US-Medien, „wird nicht gelingen.“ Warum? „Trump bleibt Trump.“