Berlin. Niemand will neben Fußballer Jérôme Boateng wohnen? Nachbarn von AfD-Politiker Alexander Gauland sehen eher seine Anwesenheit kritisch.

Niemand will neben Jérôme Boateng wohnen? Bei einer Umfrage der Berliner Morgenpost in Potsdam und Berlin stellte sich heraus: In der Nähe des Wohnorts von Alexander Gauland am Heiligen See in Potsdam sehen die Nachbarn eher dessen Anwesenheit kritisch.

Auch in Potsdam hatte das Interview mit dem stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Gauland in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ eine Diskussion ausgelöst. In ihm soll er gesagt haben, dass die Deutschen seiner Meinung nach Boateng zwar als Fußballer schätzten, ihn aber nicht zum Nachbarn haben wollten: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Gauland dementiert dies zuerst, sagte dann aber am Sonntag in der ARD-„Tagesschau“, Boatengs Name könne gefallen sein, möglicherweise seitens der Journalisten – er kenne sich im Fußball gar nicht aus.

Nachbarn stehen Gauland gespalten gegenüber

Viele Menschen wollen zwar ihren Namen nur abgekürzt nennen. Eine Meinung aber haben sie alle. Mieter Alexander, der in demselben Haus wie Gauland lebt, sagt: „Es macht mir keinen Spaß, mit ihm zusammenzuwohnen.“ Er möchte nicht mit jemandem in einem Haus wohnen, der solche Ansichten hat. „Es gab bereits ein Treffen mit den restlichen Mietern, da sich Herr Gauland zu einem Vorfall einfach nicht geäußert hat. Die Mieterschaft steht ihm gespalten gegenüber.“

Der Mann spielt damit auf einen Vorfall an, der sich erst vor Kurzem ereignete. „Vor gut zwei, drei Wochen wurde das Haus hässlich beschmiert. Kurz davor haben Unbekannte Sperrmüll angebrannt“, berichtet Nachbarin Marion. „So etwas macht einem Sorgen, dass es auch Auswirkungen auf uns hat.“ Mittlerweile fahre die Polizei vermehrt Streife in der Straße. Die Aussage von Alexander Gauland empfinde sie als „einfach nur dumm“. „Wir haben uns heute Morgen am Frühstückstisch darüber aufgeregt“, ergänzt ihr Partner. Auch Petra und Heinz S. kommentieren das Verhalten von Alexander Gauland mit drastischen Worten: „Fürchterlich, widerwärtig, entsetzlich. Man macht sich Sorgen.“

Die Besitzerin eines Schrebergartens gegenüber stört sich hingegen nicht an dem AfD-Vize als Nachbarn. „Er sagt freundlich Hallo. Das reicht mir. Von seiner Politik halte ich mich fern.“ Ähnlich sieht das auch Nachbar Janek: „Es würde mich mehr stören, wenn hier ein Hardcore-Nazi wohnen würde. Aber es gibt schon Gesichter, die ich morgens beim Bäcker lieber sehen würde.“

Berliner Politiker verurteilen Gauland

Jérôme Boateng ist im Berliner Stadtteil Wedding geboren und Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter. Sein Vater lebte bis vor einiger Zeit in der Waitzstraße im Stadtteil Charlottenburg. „Er war mein Nachbar“, erzählt am Sonntag Mario Jandt der Berliner Morgenpost. Er wohnt seit 2009 in dem Haus. Jérôme Boateng habe seinen Vater oft in der Wohnung besucht. Die anderen Brüder seien ebenfalls immer mal da gewesen. „Alle waren nett und höflich“, sagt der 48-jährige Jandt. „Wir haben uns oft über Fußball unterhalten, oder über Alltägliches.“ Man habe sich geholfen, auch mal einen Scherz gemacht. Wenn Jérôme zu Besuch war, habe er keine Starallüren gezeigt. „Wir fanden es schade, dass die Familie vor einigen Jahren ausgezogen ist.“

Dieser Text ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.