Kiew.

Nadeschda Sawtschenko ist bereit, ukrainische Präsidentin zu werden. Das erklärte die aus russischer Haft heimgekehrte Nationalheldin gestern auf einer Pressekonferenz in Kiew. „Aber das habe ich nicht morgen vor.“ Erst wenn die Menschen sie dort für nötig hielten, werde sie dieses Amt anstreben. Zwei Stunden lang antwortete die Hubschrauberpilotin auf die Fragen von 200 Journalisten. Zu ihrer Zukunft sagte sie, sie wolle am Dienstag ihre Arbeit als Abgeordnete im Parlament aufnehmen, sich dort Problemen der Armee widmen. Sie bat ums Verständnis, dass sie als Politikerin Leuten die Hand schütteln werde, von denen andere eine schlechte Meinung hätten. Außerdem kündigte sie an, sie werde ins westliche Ausland reisen, um sich dort für die Unterstützung während ihrer Gefangenschaft zu bedanken und über die Lage der Ukraine zu berichten.

Sie wolle ein internationales Komitee zur Befreiung besetzter Gebiete gründen. Im Osten des Landes herrsche kein Bürgerkrieg sondern Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Das Minsker Abkommen hätte zumindest bewirkt, dass weniger geschossen wurde. „Aber es ist nicht effektiv genug.“ Wahlen im Donbass seien erst möglich, wenn die Ukraine die Grenze zu Russland wieder kontrolliere. Sie sprach sich für Ukrainisch als einzige Landessprache aus, man solle es aber niemandem aufdrängen. Sawtschenko wirkte nach Ansicht vieler Beobachter eloquent und weniger heftig als bei ihrem ersten Auftritt am Mittwoch auf dem Kiewer Flughafen.

Russland hatte die in einem umstrittenen Prozess wegen Mordes zu 22 Jahren Haft verurteilte Sawtschenko begnadigt und der Ukraine überstellt. Dafür kehrten zwei Russen, die als Soldaten in der Ostukraine gekämpft hatten, nach Moskau zurück.