Hamburg. Auf dem Ärztetag beschäftigen sich die Mediziner wieder einmal mit sich selbst

    Wenn es um ihre Berufsehre geht, sind sich die Ärzte einig. Als der Chef der deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, Tankred Stöbe, zu Beginn des Ärztetages für sein Engagement in Krisengebieten geehrt wird, brandet tosender Beifall auf. Wer Leben rettet und dabei sein eigenes riskiert, erhält die uneingeschränkte Anerkennung seiner Kollegen.

    Anders sieht es aus, wenn es um Geld geht. Für Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery jedenfalls rührte sich in Hamburg keine Hand zum Beifall, als er in seiner Eröffnungsrede die Honorarverhandlungen der Ärzte mit den privaten Krankenversicherungen erwähnt. Diese Verhandlungen waren im März krachend gescheitert und Teile der Ärzteschaft machen vor allem Montgomery dafür verantwortlich. Der Ärztetag startete deshalb so, wie ein Ärztetag noch nie gestartet ist: mit einem Antrag auf Abwahl des Präsidenten. Begründung: Montgomery habe bei den Honorarverhandlungen „komplett versagt“.

    Die Behandlung von Privatpatienten ist für sie wichtig, weil die Ärzte sich dabei freier fühlen als im System der gesetzlichen Krankenkassen – und weil sie dafür oft mehr Honorar erhalten. „Wir sind in einer grundsätzlichen Vertrauenskrise“, gab Montgomery seinen Kritikern Recht. Er warb für einen „Neustart“ mit einem größeren Verhandlungsteam und mit einer engeren Absprache innerhalb der Ärzteschaft. Und er bat um eine realistische Einschätzung: 30 oder 70 Prozent mehr Honorar seien unmöglich. Im Raum stehe ein Angebot mit einem Plus von 5,8 Prozent. Mehr sei mit Bund und Ländern nicht zu machen, die für ihre privat versicherten Beamten die Beihilfe zahlen und deshalb mitreden.

    Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) stellte sich hinter Montgomery und warb dafür, „unnötige Misstrauensbekundungen“ zu vermeiden und das Projekt einer neuen Gebührenordnung nicht zu sabotieren. Das zielte sowohl auf die Kritiker in der Ärzteschaft als auch auf die SPD, die erneut mit der Bürgerversicherung in den Bundestagswahlkampf ziehen will.

    Am Ende schaffte es der Abwahlantrag gegen Montgomery nicht einmal auf die Tagesordnung. Zwei Drittel der Delegierten waren dagegen. Und die Debatte um die Privathonorare wurde vertagt – bis zum nächsten Ärztetag.